Deutschland mangelt es an Fachkräften. Die Gründe dafür sind vielfältig und lassen sich nicht auf die Schnelle beseitigen. Ein Problem stellt der fehlende Nachwuchs dar. Während die Arbeitnehmer aus den geburtenstarken Jahrgängen nach und nach in Rente gehen, kommen viel zu wenige Berufsanfänger nach. Dementsprechend bleiben zahlreiche vakante Stellen über Monate oder sogar Jahre unbesetzt. Auch die Digitalisierung trägt ihren Teil zur angespannten Situation auf dem Arbeitsmarkt bei. Innerhalb weniger Jahre hat sie zahlreiche neue Berufe geschaffen, für die entsprechend ausgebildete Fachkräfte fehlen, da es die passenden Ausbildungsberufe und Studiengänge lange nicht gab und teilweise bis jetzt nicht gibt.
Fachkräftemangel durch Einwanderung bekämpfen
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dem Fachkräftemangel entgegenzutreten. Ein Ansatz ist es, für eine bessere Ausbildung der Arbeitskräfte zu sorgen und bereits angestellten Mitarbeitern durch Weiterbildungen zu höheren Qualifikationen zu verhelfen. Das löst aber das Problem des fehlenden Nachwuchses nichts. Angesichts dessen hofft die Wirtschaft auf die Zuwanderung aus anderen Ländern. Davon können Firmen und sogar ganze Gemeinden profitieren. Schließlich fehlen nicht nur Fachkräfte in großen, anonymen Unternehmen. Auch in der Pflege, im Handwerk oder in der Gastronomie herrscht ein deutlich spürbarer Mangel vor.
Wo liegen die Chancen der Fachkräfteeinwanderung?
Die Einwanderung von Fachkräften aus dem Ausland kann sowohl kleine Gemeinden als auch große Städte bereichern und diese Vorteile mit sich bringen:
· Das lokale Geschäft wird belebt: Wenn ausreichend Fachkräfte vorhanden sind, können auch weiterhin vor Ort wichtige Geschäfte geöffnet und notwendige Dienstleistungen angeboten werden.
· Die kulturelle Vielfalt steigt: Der interkulturelle Austausch kann auch für kleinere Gemeinden wertvoll sein und zu mehr Verständnis zwischen den Völkern führen. Außerdem bringen Einwanderer neue Ideen und Perspektiven ein, die sich sowohl positiv auf die Wirtschaft als auch auf das soziale Zusammenleben auswirken können.
· Stärkung der regionalen Unternehmen: Gewerbliche Unternehmen können eine Gemeinde oder Stadt zu einem Wirtschaftsstandort machen. Zudem zahlen sie Gewerbesteuer, die dann zum Beispiel zum Ausbau der Infrastruktur verwendet werden kann. Unternehmen können aber nur bestehen, wenn sie auch genügend Arbeitskräfte zur Verfügung haben.
· Einwohnerzahlen stabilisieren: Durch die Alterspyramide und die Stadtflucht wird die Bevölkerung in vielen Gemeinden über Jahre hinweg immer kleiner. Die Zuwanderung von Fachkräften kommt also nicht nur Firmen zugute, sondern wirkt sich auch positiv auf die lokale Demografie aus.
· Höhere Steuereinnahmen generieren: Wenn eine Gemeinde neue Einwohner gewinnen kann, die fest in einem lokalen Unternehmen angestellt sind, kann sie dadurch zudem höhere Steuereinnahmen erzielen. Schließlich zahlen auch die Zuwanderer Einkommenssteuer, von der die Gemeinde einiges behalten darf.
Welchen Problemen muss man sich stellen?
Selbstverständlich hat die Einwanderung von Fachkräften nicht nur positive Aspekte. Mit ihr gehen auch immer gewisse Risiken einher. Unterschiedliche kulturelle Angewohnheiten und Verhaltensweisen bergen großes Konfliktpotenzial. Ein weiteres Problem stellt die Sprachbarriere dar, die sowohl im Berufsalltag als auch im Privatleben zu schier unüberwindbaren Hindernissen führen kann. Selbst ein Arztbesuch wird dadurch zur Herausforderung. Sowohl die Unternehmen als auch die Gemeinden sollten deswegen auf diese Punkte achten:
· Sprachbarrieren lassen sich durch Sprachkenntnisse überwinden. Dementsprechend sollten Sprachkurse für zugewanderte Fachkräfte angeboten werden.
· Integrationskurse bringen den Zugewanderten die kulturellen Gepflogenheiten ihrer neuen Heimat nahe. Gleichzeitig können Integrationsveranstaltungen angeboten werden, an denen nicht nur die Einwanderer, sondern auch die Einheimischen teilnehmen.
· Arbeitgeber sollten nicht nur die eingewanderten Fachkräfte, sondern auch die deutschen Arbeitnehmer sensibilisieren. Gegenseitige Rücksichtnahme kann vielen Konflikten vorbeugen.
· Unternehmen sollten sich nicht nur als Arbeitgeber, sondern auch als Integrationshelfer verstehen und die Einwanderer zum Beispiel bei der Wohnungssuche und bei der Anmeldung bei den Ämtern unterstützen.
· Teambuilding-Maßnahmen schaffen Vertrauen zwischen den Arbeitnehmern und sorgen dafür, dass neue Fachkräfte aus dem Ausland besser vom Team aufgenommen werden.
· Gegebenenfalls kann es sinnvoll sein, einen Integrationsbeauftragten im Unternehmen zu benennen.
Welche gesetzlichen Hürden müssen Einwanderer überwinden?
Fachkräfte, die aus dem EU-Ausland einwandern, müssen nur geringe Hürden überwinden. Ihnen steht es schließlich frei, sich ihren Wohnort innerhalb der Mitgliedsstaaten selbst auszusuchen. Gleiches tritt auf nicht EU-Länder zu, die aber Teil des Schengenraums sind. Für Einwanderer aus Drittstaaten sieht das schon ein wenig anders aus. Sie brauchen erst einmal einen Aufenthaltstitel, der an bestimmte Voraussetzungen gebunden ist. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) gibt dabei die Regeln vor.
Die Blaue EU Karte
Die Blaue EU-Karte ist ein Aufenthaltstitel, der an Akademiker mit einem Arbeitsvertrag in Deutschland ausgegeben wird. Sie müssen einen Hochschulabschluss, ein Jobangebot und ein Jahreseinkommen von mindestens 58.400 Euro (Stand: 2023) nachweisen können. Sofern sie einen Job in einem Mangelberuf erworben haben, genügt sogar ein Jahreseinkommen von 45.552 Euro (Stand: 2023).
Die Chancenkarte
Mit der Chancenkarte können ausländische Fachkräfte auch ohne Arbeitsvertrag ins Land gelangen und sich in Deutschland auf Jobsuche begeben. Dafür müssen sie aber eine berufliche oder akademische Ausbildung abgeschlossen haben, die in Deutschland anerkannt ist. Zusätzlich müssen ausreichende Sprachkenntnisse nachgewiesen werden. Akzeptiert wird das Niveau A1 des Europäischen Referenzrahmens für Deutsch oder das Niveau B2 für Englisch. Darüber hinaus müssen Anwärter finanziell abgesichert sein und eine Krankenversicherung abschließen.