Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Offenbach am Main warnt vor den negativen Folgen einer geplanten Erhöhung des Gewerbesteuerhebesatzes in Dietzenbach. Nach aktuellen Informationen soll dieser rückwirkend zum 1. Januar 2025 von derzeit 405 Punkten auf 450 Punkte steigen. Die IHK sieht darin eine erhebliche Belastung für die ansässigen Unternehmen und einen potenziellen Wettbewerbsnachteil für die Kreisstadt im Landkreis Offenbach.
Wirtschaftliche Situation ohnehin angespannt
„Das ist in der aktuellen, wirtschaftlich schwierigen Situation das völlig falsche Signal“, kritisiert IHK-Hauptgeschäftsführer Markus Weinbrenner. Die Unternehmen hätten bereits mit gestiegenen Energiekosten, Fachkräftemangel, wachsender Bürokratie und einer schwachen Konjunktur zu kämpfen. Eine zusätzliche Steuerbelastung würde die Lage weiter verschärfen.
Die IHK betont, dass es in der Wirtschaft kein Verständnis für diesen Schritt gebe. Für viele Betriebe würde die Erhöhung eine spürbare finanzielle Mehrbelastung bedeuten.
Unternehmen sehen sich massiv belastet
Ein Beispiel dafür ist die Georg Martin GmbH aus Dietzenbach. Geschäftsführer Christoph Martin rechnet vor, dass die Steuererhöhung das Unternehmen einen mittleren fünfstelligen Betrag kosten würde – eine Summe, die in etwa einem Jahresgehalt für eine Fachkraft entspricht. „Das bedeutet weniger Spielraum für Investitionen und weniger Mittel für Innovation. Einerseits steigt unser Druck auf Lieferanten, was jedoch an Grenzen stößt. Andererseits stellen wir fest, dass Preiserhöhungen bei Kunden nicht beliebig durchsetzbar sind“, erklärt Martin.
Gefahr für den Wirtschaftsstandort Dietzenbach
IHK-Hauptgeschäftsführer Weinbrenner warnt vor den langfristigen Folgen für den Standort:
- Sinkende Wertschöpfung durch mögliche Verlagerungen
- Weniger Beschäftigung und dadurch geringere Steuereinnahmen für die Stadt
- Abschreckung neuer Unternehmen, die sich sonst in Dietzenbach ansiedeln würden
Die IHK verweist darauf, dass Dietzenbach mit einem Hebesatz von 450 Punkten die höchste Gewerbesteuer in Stadt und Kreis Offenbach hätte. Ein Beispiel für eine alternative Strategie sei die Stadt Offenbach, die trotz finanzieller Herausforderungen scharfe Sparmaßnahmen einleite, aber den Gewerbesteuerhebesatz konstant halte.
IHK fordert Überdenken der Entscheidung
Die Kammer appelliert an die politischen Entscheidungsträger, die geplante Erhöhung noch einmal zu überdenken und stattdessen nach Einsparpotenzialen im Haushalt zu suchen. Besonders kritisch sieht die IHK die gleichzeitige Erhöhung der Grundsteuer B und der Gewerbesteuer, die Unternehmen doppelt belasten würde.
Weinbrenner erkennt an, dass viele Kommunen unter finanziellen Druck stehen, insbesondere durch unzureichend finanzierte Aufgaben, die von Bund und Land an die Kommunen übertragen werden. Dennoch müsse diese Problematik auf anderer Ebene gelöst werden, anstatt den Unternehmen zusätzliche Lasten aufzubürden.
Balance zwischen Einnahmen und Standortattraktivität
„Die Unternehmen in Dietzenbach sind bereit, ihren Beitrag zur Finanzierung des Gemeinwesens zu leisten“, betont Weinbrenner. „Aber es braucht eine Balance und die richtigen Prioritäten, damit Dietzenbach auch in Zukunft ein attraktiver Wirtschaftsstandort bleibt.“