Im Kreis Offenbach ist erstmals in Deutschland ein öffentliches Nahverkehrsangebot mit autonomen Fahrzeugen auf Automatisierungsstufe 4 gestartet. Das Projekt KIRA („KI-basierter Regelbetrieb autonomer On-Demand-Verkehre“) ermöglicht registrierten Testnutzerinnen und -nutzern seit Kurzem Fahrten mit selbstfahrenden Shuttles in Langen und Egelsbach. Die Fahrzeuge bewegen sich fahrerlos im regulären Straßenverkehr – ein bundesweit einmaliger Schritt im Bereich autonomer Mobilität.
Testbetrieb mit Sicherheitsbegleitung
Die insgesamt sechs eingesetzten Fahrzeuge verkehren auf definierten Strecken innerhalb der beiden Kommunen. Während der Testphase sind Sicherheitsfahrer an Bord, die Fahrmanöver werden zusätzlich durch eine zentrale Leitstelle überwacht. Die Buchung erfolgt über die KIRA-App, eine vorherige Registrierung ist notwendig.
Die Projektpartner – Deutsche Bahn (DB), Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) sowie die lokalen Verkehrsunternehmen HEAG mobilo und Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach (kvgOF) – sehen in autonomen On-Demand-Diensten ein Schlüsselmodell für die Mobilität der Zukunft.
Technologie als Antwort auf Mobilitätsbedarf
„Autonomes Fahren ist eine zentrale Schlüsseltechnologie für eine innovative, umweltfreundliche und barrierefreie Mobilität“, sagte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder. Die Förderung von KIRA durch sein Haus soll „Bürgerinnen und Bürger vor Ort für diese Technologie begeistern“.
Auch das Land Hessen unterstützt das Projekt finanziell. Wirtschafts- und Verkehrsminister Kaweh Mansoori erklärte: „Mit dem heutigen Start der On-Demand-Shuttles auf Automatisierungslevel 4 im Kreis Offenbach ermöglichen wir als erstes Bundesland in Deutschland Fahrgästen den Zugang zu dieser innovativen Form der Mobilität.“
Chancen für ländliche Räume
Prof. Knut Ringat, RMV-Geschäftsführer, unterstrich das Potenzial des Projekts insbesondere für Regionen mit geringem ÖPNV-Angebot: „Wenn fahrerlose, flexibel buchbare Kleinbusse 24/7 da unterwegs sind, wo heute Linienbusse nur eine Handvoll Mal am Tag fahren, dann wird ÖPNV für alle verfügbar und deutlich attraktiver.“
Auch Evelyn Palla, DB-Konzernvorständin Regionalverkehr, sieht Vorteile insbesondere außerhalb der Metropolräume: „Autonomes Fahren bietet die Riesen-Chance, den ÖPNV attraktiver und zugleich bezahlbarer zu machen – insbesondere außerhalb der großen Ballungsräume.“
Fahrzeuge, Software und Forschungspartner
Die Fahrzeuge werden von der DB Regio Bus Mitte betrieben. Das DB-Tochterunternehmen ioki liefert die Buchungs- und Routenplanungssoftware. Technologiepartner Mobileye stellt Sensorik, HD-Karten und die Selbstfahrtechnologie bereit. Forschungspartner im Projekt sind das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sowie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Der Förderzeitraum läuft zunächst bis Ende 2025.
Zukunftsperspektive: Mobilität ohne Fahrer
Die langfristige Vision der Projektträger ist der Ausbau autonomer Verkehre insbesondere in dünn besiedelten Regionen, außerhalb der klassischen Betriebszeiten oder als Ergänzung zu bestehenden ÖPNV-Angeboten. Der Zugang erfolgt bedarfsgerecht per App – On-Demand statt Fahrplan.
„KIRA zeigt als Vorreiter, wie eine solche Mobilitätslösung in Deutschland aussehen kann“, so Johann Jungwirth, Executive Vice President Autonomous Vehicles bei Mobileye.
Interessierte Bürgerinnen und Bürger können sich weiterhin als Testnutzer unter www.kira-autonom.de registrieren. Die Auswahl erfolgt in begrenztem Umfang. Weitere Projektregionen wie Darmstadt sollen im Laufe des Jahres folgen.