Der Zweifleckige Eichenprachtkäfer (Agrilus biguttatus) ist eine heimische Käferart, die recht unauffällig in unseren Wäldern lebt. Doch seit 2023 breitet sich der kleine Käfer immer mehr aus, weil er mehr geschwächte Bäume vorfindet. Gesunde Bäume können die Schädlinge abwehren. Bäume, die bereits geschwächt sind oder an einer ungünstigen Stelle stehen, haben es dabei schwerer. Und sobald ein stärkerer Befall da ist, ist wird die befallene Eiche auf lange Sicht absterben. Denn unter der Rinde zerstören die Käfer die Nährstoffleitbahnen des Baums. Ein Gegenmittel gegen den Käfer gibt es aktuell noch nicht. Soweit herrscht Einigkeit bei den Betroffenen.
Bei den Konsequenzen gehen die Meinungen allerdings auseinander. Um noch gesunde Eichenbestände zu schützen, will das für den Kreis Offenbach zuständige Forstamt Langen stark befallene Bäume fällen, um eine Massenausbreitung zu verhindern. In manchen Wäldern droht Kahlschlag.
In einem Positionspapier zum Umgang mit dem Massenvorkommen des Eichenprachtkäfers im Kreisgebiet Offenbach, dass der NABU-Kreisverband Offenbach im Auftrag der NABUOrtsverbände erstellt und auf seiner Homepage veröffentlicht hat, machen die Naturschützer klar, dass aus Ihrer Sicht die Fällung von Eichen die Ausnahme bleiben sollte. Im Ziel sind sich die Naturschützer und das Forstamt einig: nachdem Totalverlust bei der Fichte und den großen Schäden bei Kiefern und Buchen sollen möglichst viele Eichen, die bisher als klimafeste Zukunfsbäume galten, erhalten werden.
„Die aktuelle Vorgehensweise des Forstamtes darf man dennoch hinterfragen“, erklärt der NABU-Kreisvorsitzende Dr. Rüdiger Werner, „denn es gibt aktuell noch keine belastbaren Erfahrungswerte, wie man dem Problem am besten Herr werden kann. Die Fällung der betroffenen Bäume und damit die Reduzierung der Käferlast wird von den meisten Beteiligten bisher als beste Methode angesehen. Der Unterschied zu unserer Position besteht vor allem darin, dass wir als Naturschützer den Wald gerade hier im Ballungsraum vor allem als Erholungs- und Naturraum sehen. Wirtschaftliche Gründe sollten daher beim Walderhalt keine vordergründige Rolle spielen. Bei den Handlungen des Forstamtes wie auch der Waldeigentümer (Land Hessen und Kommunen) spielt aus unserer Sicht aber immer noch der wirtschaftliche Wert des Holzes eine zu große Rolle.“
„Wir fordern das Forstamt auf, den Eichen eine Chance zu geben, sich gegen den temporären Schädling Eichenprachtkäfer durchzusetzen“, ergänzt der Medienbeauftragte des Kreisverbands und Vorsitzende des NABU Mühlheim-Offenbach Dr. Gerd Dettweiler, „auch wenn dabei das Risiko besteht, das größere Eichenbestände verlorengehen. Weiterhin setzen wir uns dafür ein, die Gegenspieler der Schädlinge zu stärken, z.B. durch natürliche Waldrandgestaltung oder die gezielte Anpflanzung von Pflanzen, die Parasitoiden wie z.B. auf den Eichenprachtkäfer spezialisierten Schlupfwespen für ihre Entwicklung benötigen. Die Politik sollte aus Sicht des Naturschutzes die Ökosystemdienstleistungen des Waldes wie Klimaschutz, Luftfilter, Totholzgewinnug sowie den daraus resultierenden Erholungswert für die Bevölkerung vorrangig priorisieren.“
Die Naturschützer wollen in den kommenden Monaten mit dem Forstamt und den betroffenen Kommunen sprechen, um Ihre Position zu erläutern. Dabei wird auch die Frage zu klären sein, warum z.B. in der Koberstadt bei Langen im Frühjahr aus den genannten Gründen gefällte Eichen immer noch nicht abgeräumt wurden. So werden alle Argumente für die Fällung ad absurdum geführt.
Quelle: PM NABU Kreisverband Offenbach