Der Kreis Offenbach steht finanziell unter Druck. Der Erste Kreisbeigeordnete Carsten Müller brachte am Mittwoch den Haushaltsentwurf für das Jahr 2025 in den Kreistag ein. Die parlamentarische Beratung beginnt nun über das rund 700 Seiten umfassende Zahlenwerk, das von Landrat Oliver Quilling, Kämmerer Carsten Müller und Kreisbeigeordnetem Alexander Böhn verantwortet wird.
Besonders die steigenden Kosten für Transferleistungen belasten den Kreis erheblich. Während die Ausgaben für soziale Leistungen bei rund 501,3 Millionen Euro liegen, stehen dem nur 305,6 Millionen Euro an Einnahmen gegenüber – ein Defizit von 195,7 Millionen Euro. Gleichzeitig bleiben nur 0,28 Prozent des Haushalts für freiwillige Leistungen.
Höhere Umlagen für Kommunen
Die finanziellen Herausforderungen führen dazu, dass die Städte und Gemeinden im Kreis Offenbach eine höhere Umlage zahlen müssen. Die Kreisumlage steigt auf 41,35 Prozentpunkte – ein Plus von 5,03 Prozentpunkten. Gleichzeitig sinkt die Schulumlage auf 17,14 Prozentpunkte, da ein Sonderposten aufgelöst wurde. Insgesamt steigen die Umlagen von 54,99 auf 58,49 Prozentpunkte.
Milliardenhaushalt in Sicht
Die Dimension des Ergebnishaushalts nähert sich der Milliardengrenze. Die geplanten Erträge liegen bei 971,2 Millionen Euro, während die Aufwendungen 968,5 Millionen Euro betragen. Damit ergibt sich ein geringfügiger Überschuss von 2,7 Millionen Euro.
Im Finanzhaushalt stehen Investitionen von rund 113 Millionen Euro an, während nur 6,7 Millionen Euro an Einzahlungen eingeplant sind. Zur Deckung der Investitionen, insbesondere für Schulbauprojekte, nimmt der Kreis 106,6 Millionen Euro an neuen Krediten auf.
Bildung, Sozialleistungen und ÖPNV im Fokus
Trotz der finanziellen Engpässe investiert der Kreis Offenbach weiter in Bildung, Sozialleistungen und den öffentlichen Nahverkehr. Für den Schulbetrieb sind 139 Millionen Euro im Ergebnishaushalt vorgesehen, während 94,6 Millionen Euro für den Ausbau der Schulen eingeplant sind.
Auch der Öffentliche Personennahverkehr bleibt ein Schwerpunkt. Die Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach (kvgOF) erhält 19,8 Millionen Euro – unter anderem für das flächendeckende Hopper-Angebot.
Im sozialen Bereich steigen die Ausgaben deutlich. Die Kosten der Eingliederungshilfe nach dem SGB IX haben sich in sechs Jahren um 75 Prozent erhöht. Auch die Fallzahlen in der Jugendhilfe steigen rasant: Während es 2020 noch 1.398 Fälle gab, waren es 2023 bereits 1.848. Für Hilfen zur Erziehung sind 76,8 Millionen Euro eingeplant.
Dringender Appell an Bund und Land
Der Kreis Offenbach fordert mehr Unterstützung von Bund und Land. „Die permanente Unterfinanzierung der Kreise können wir auch durch Sparmaßnahmen nicht mehr decken“, betont Carsten Müller. „Wir können nicht mehr!“
Besonders die steigenden Kosten für Bürgergeld, Unterhaltsvorschüsse und Sozialleistungen belasten die Kommunen erheblich. Der Kreis sieht sich gezwungen, höhere Umlagen von den Städten und Gemeinden zu verlangen, um die finanzielle Handlungsfähigkeit aufrechtzuerhalten. Müller fordert, dass Bund und Land die Kommunen mit den notwendigen Finanzmitteln ausstatten.