Vor 75 Jahren begann die Geschichte der Offenbacher Messe mit einer improvisierten Verkaufsausstellung im Stadttheater. Heute ist sie ein international anerkannter Branchentreffpunkt – insbesondere durch die Internationale Lederwarenmesse (ILM), die jährlich Fachbesucherinnen und -besucher aus aller Welt nach Offenbach zieht.
Von der Theaterausstellung zum Messezentrum
Im Oktober 1949 präsentierten 55 Aussteller im Offenbacher Stadttheater ihre Lederwaren unter dem Banner „Lederwarenindustrie und Marshallplan“. Bereits im Januar 1950 folgte die erste Offenbacher Lederwarenfachmesse in den „Capitol-Lichtspielen“. In den Jahren danach wuchs die Messe rasant – zunächst über provisorische Flächen wie Turnhallen oder Sitzungssäle, später mit eigenen Hallenbauten.
In den 1950er- und 1960er-Jahren spiegelte die Messe den wirtschaftlichen Aufschwung der Bundesrepublik wider. Mit dem steigenden Wohlstand nahm auch die Nachfrage nach Taschen und Koffern zu. 1963 präsentierten sich 414 Aussteller, darunter 79 internationale, auf 9.000 Quadratmetern. In den 1980er-Jahren erreichte die Messe mit 555 Ausstellern einen Höchststand. Trotz konjunktureller Schwankungen blieb sie ein fester Bestandteil der internationalen Lederwarenbranche.
ILM bleibt zentraler Erfolgsfaktor
Heute ist die Internationale Lederwarenmesse (ILM) die weltweit einzige Fachmesse, die sich ausschließlich auf Accessoires konzentriert. Auf 20.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche zeigt sie zweimal jährlich aktuelle Kollektionen von Handtaschen, Reisegepäck, Kleinlederwaren und Schulranzen.
„Unsere Aussteller kommen Jahr für Jahr nach Offenbach, weil sie hier Geschäfte machen. Wir sind eine Ordermesse, also ein Marktplatz, auf dem aktiv Verträge geschlossen werden“, sagt Messe-Geschäftsführer Arnd Hinrich Kappe. „Dass wir die internationale Branche nach Offenbach holen, ist keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis kluger strategischer Entscheidungen und harter Arbeit.“
Auch Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke betont die Bedeutung der Messe: „Die ILM hat Offenbach wie einst die hier produzierten Lederwaren weit über die Stadtgrenzen bekannt gemacht. Schon immer war die Offenbacher Messe nicht nur ein wesentlicher wirtschaftlicher Motor, sondern auch ein Teil der Identität Offenbachs.“
Neue Formate und nachhaltige Trends
Neben der ILM hat sich die Messe Offenbach mit kleineren, kuratierten Formaten neu aufgestellt. Statt großer Produktschauen liegt der Fokus heute stärker auf Austausch und Netzwerken. „Die Messe Offenbach versteht sich heute als Convention: ein Ort, an dem Strategien besprochen, Produkte inszeniert und Innovationen diskutiert werden“, so Kappe.
Zunehmend spielt auch Nachhaltigkeit eine Rolle. Viele Aussteller präsentieren Kollektionen aus Materialien wie Apfelresten, Kork, Ananasleder oder Fischhaut. „Immer mehr Kundinnen und Kunden wollen wissen, woher ihre Produkte kommen. Nachhaltigkeit ist längst kein Randthema mehr“, erklärt Kappe.
Beständigkeit und Zukunftsfähigkeit
Mit nur 14 festen Mitarbeitenden, aber einem dichten Netzwerk an Dienstleistern bleibt die Messe Offenbach flexibel und international relevant. Kappe: „Wir sind klein genug, um schnell zu reagieren, und groß genug, um internationale Bedeutung zu haben.“
Für Oberbürgermeister Schwenke ist die Messe ein Symbol für die Entwicklung der Stadt: „Die Messe zeigt, wie Offenbach sich entwickelt hat – von der Lederstadt zu einem vielseitigen und wachsenden Wirtschaftsstandort, der heute mehr denn je den Blick in die Zukunft richtet.“
Zum 75-jährigen Bestehen steht die Messe Offenbach damit exemplarisch für Offenbach selbst – traditionsbewusst, anpassungsfähig und auf Zukunftskurs.
















