Nach einjährigen Testbetrieb wird der Verkehrsversuch auf der Waldstraße in Offenbach eingestellt. Die Einrichtung eines kombinierten Rad- und Busstreifens sollte mehr Raum für Radfahrer schaffen und gleichzeitig den Busverkehr beschleunigen. Die Mehrheit der Stadtverordneten haben sich lt. Mitteilung der Stadt Offenbach jedoch entschieden, den Probebetrieb nicht zu verstetigen. Der Rückbau der temporären Markierungen wurde bereits in Auftrag gegeben.
Die Entscheidung basiert auf den Ergebnissen einer wissenschaftlichen Begleitung durch die Hochschule Darmstadt, die jedoch zu kontroversen Interpretationen geführt hat.
Probebetrieb: Positive Ansätze, doch fehlende Akzeptanz
Trotz der Bemühungen, eine nachhaltigere Mobilität zu fördern, zeigte der Probebetrieb, dass die Waldstraße von Radfahrern kaum genutzt wurde. Laut der durchgeführten Verkehrszählung machte der Radverkehr auf dem betroffenen Streckenabschnitt nur einen Anteil von maximal 3 % aus. Mobilitätsdezernentin Sabine Groß bewertete den Versuch dennoch als gelungen: „Der Probebetrieb hat gezeigt, dass eine verkehrliche Aufteilung auf der Waldstraße funktioniert, ohne dass auf der verbleibenden Spur für den Autoverkehr Staus entstehen.” Auch die Beschleunigung des Busverkehrs wurde als positiv hervorgehoben.
Die Opposition aus CDU und FREIE WÄHLER sah die Sache jedoch anders. Ihrer Meinung nach sei der Versuch gescheitert, da der Radstreifen von den Bürgern kaum genutzt wurde. Andreas Bruszynski, Stellv. Fraktionsvorsitzender der Offenbacher CDU, kritisierte die Maßnahme scharf: „Der Radverkehr findet in nennenswertem Ausmaß auf der Waldstraße schlicht nicht statt. Wir brauchen für Offenbach eine sachgerechte und ausgewogene Verkehrspolitik, die der großen Mehrheit unserer Bürgerinnen und Bürger gerecht wird und nicht reinen Partikularinteressen.“
Parallelstraßen als bessere Alternative
Ein Hauptargument der Kritiker war die Existenz von alternativen Fahrradstraßen, die parallel zur Waldstraße verlaufen. Insbesondere die Senefelderstraße und die Tempelseestraße bieten Radfahrern deutlich mehr Sicherheit, da sie für den motorisierten Verkehr weniger frequentiert sind. „Es war von Anfang an klar, dass Radfahrer den Weg über die Waldstraße meiden würden, wenn es sicherere und ruhigere Alternativen gibt“, betonte Bruszynski.
Die geringe Akzeptanz der Waldstraße als Radstrecke wurde zusätzlich durch die Verkehrszählungen untermauert. Selbst an den Zähltagen im Frühjahr, die laut den Wissenschaftlern der Hochschule Darmstadt wegen günstiger Wetterbedingungen durchgeführt wurden, blieb die Nutzung des Radstreifens auf niedrigem Niveau.
Verkehrsfluss: Rückstaus nicht zu verhindern
Ein weiteres Problem, das von der Opposition angesprochen wurde, war die Beeinträchtigung des Verkehrsflusses auf der Waldstraße. Obwohl die Hochschule Darmstadt zu dem Ergebnis kam, dass es zu keinen nennenswerten Rückstaus kam, widersprachen sowohl Bürgerinnen und Bürger als auch Kommunalpolitiker dieser Einschätzung. Insbesondere im Bereich zwischen der Bismarckstraße und der Christian-Pleß-Straße wurden laut Bruszynski regelmäßig Rückstaus beobachtet.
„Es kann keine Rede davon sein, dass der Kraftfahrzeugverkehr nicht beeinträchtigt wurde“, kritisierten Bruszynski und der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Dennis Lehmann. Sie betonten, dass eine Verstetigung des Radstreifens den Verkehrsfluss weiter verschlechtern würde und keine gerechtfertigte Maßnahme darstelle.
Rückkehr zum alten Zustand
Die Offenbacher Ampelkoalition aus SPD, Grüne und FDP lehnte den Antrag der Opposition zur Einstellung des Verkehrsversuchs zwar ab, für den Rückbau haben sich die Stadtverordneten dennoch mehrheitlich entschieden.
Offenbar herrschte innerhalb der Ampelkoalition Uneinigkeit zu dem Thema. Während die Grünen dem Verkehrsversuch viel Positives abgewinnen konnten und man deutlich hören konnte, dass sie mit der Einstellung nicht glücklich sind, war es wohl die Intervention der FDP die letztendlich dazu geführt wird, dass die Radstreifen wieder zurückgebaut werden. Oliver Stirböck (FDP) fasste zusammen: „Die Waldstraße wird wieder in den Zustand von vor dem Verkehrsversuch gesetzt.“.
Zwar konnte der Verkehrsversuch einige positive Erkenntnisse, insbesondere für den Busverkehr, liefern, doch die geringe Nutzung durch Radfahrer, die Beeinträchtigung des Autoverkehrs und nicht zuletzt auch die Kosten führten letztlich zu der Einstellung. Lt. Stadt Offenbach sind für den Verkehrsversuch Kosten in Höhe von ca. 95.000 Euro entstanden.