Bei der jüngsten Sitzung der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Offenbach am Main am 13. März stand die Fachkräfteeinwanderung im Fokus. Wie aus der Mitteilung der IHK hervorgeht, ist der Arbeitskräftemangel derzeit eine der größten Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft. Besonders in Hessen drohen laut dem IHK-Fachkräftereport 2024/2025 bis zum Jahr 2028 zwischen 180.000 und 264.000 unbesetzte Stellen – 90 Prozent davon im Bereich beruflich qualifizierter Fachkräfte.
Bürokratische Hürden erschweren die Einwanderung
IHK-Präsidentin Kirsten Schoder-Steinmüller machte in der Diskussion deutlich, dass der Fachkräftemangel nicht allein durch die duale Ausbildung ausgeglichen werden könne. Qualifizierte Erwerbszuwanderung sei notwendig, um die Lücke zumindest teilweise zu schließen. Allerdings würden Unternehmen immer wieder mit komplexen und intransparenten bürokratischen Abläufen kämpfen, insbesondere bei der Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen und den Beschäftigungsmöglichkeiten von Fachkräften mit befristeten Aufenthaltstiteln.
Auch die Unternehmerin Rukiye Tunc, Geschäftsführerin der Tunc Trans GmbH in Hainburg und Mitglied der IHK-Vollversammlung, berichtete von Schwierigkeiten: „Wir stehen immer wieder vor der Herausforderung, dass die Arbeit der zuständigen Behörden im Bereich der Fachkräfteeinwanderung völlig intransparent ist und Zuständigkeiten nicht eindeutig geklärt sind und kommuniziert werden. Dies macht Einwanderungsprozesse unnötig kompliziert und langwierig.“
Verbesserungen in der Region Offenbach
Trotz der Hindernisse gibt es in Hessen erste positive Entwicklungen. Im Kreis Offenbach wurde bereits eine „Fast Lane“ bei der Ausländerbehörde eingerichtet, um Fachkräften ein beschleunigtes Antragsverfahren zu ermöglichen. Zudem arbeitet die IHK gemeinsam mit der Stadt Offenbach daran, die neuen Aufenthaltstitel des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes praxisnah zu testen und transparenter zu gestalten.
Die IHK Offenbach ist zudem seit März 2023 eine von mehreren Pilotregionen des Projekts „Hand in Hand for International Talents“. Dieses Programm unterstützt Unternehmen bei der gezielten Rekrutierung, dem Matching und der Integration internationaler Fachkräfte aus Drittstaaten.
Anerkennung ausländischer Abschlüsse als zentrale Herausforderung
Ein zentraler Baustein für eine erfolgreiche Fachkräfteeinwanderung ist die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Die IHK verweist hier auf die „IHK Foreign Skills Approval“ (IHK FOSA), die als zentrale Stelle für die Bewertung und Anerkennung zuständig ist. Heike Klembt-Kriegel, Geschäftsführerin der IHK FOSA, erklärte in einer digitalen Zuschaltung während der Sitzung: „Unsere Antragszahlen haben sich seit unserer Gründung im Jahr 2012 kontinuierlich nach oben entwickelt und seit etwa zwei Jahren im Kontext des Themas Fachkräftezuwanderung nochmals einen besonderen Schub erhalten.“
IHK fordert schnellere und transparentere Verfahren
Abschließend machte IHK-Präsidentin Schoder-Steinmüller deutlich, dass Deutschland ohne qualifizierte Fachkräfte Wachstumschancen verliere und Innovationskraft einbüße. „Schneller, transparenter und einfacher muss die Devise bei der Fachkräfteeinwanderung sein“, fasste sie zusammen.