Wer ein altes Bestandsgebäude zu einem neuen Heim für die Familie umbauen möchte, muss erst einmal entkernen. Überflüssiges wird herausgerissen, bevor neue Funktionen und Zuschnitte entstehen. So passiert es derzeit auch in dem ehemaligen Kaufhof-Gebäudes, aus dem das neue Herz der Innenstadt mit vielfältigen Angeboten als offener Ort für alle Offenbachrinnen und Offenbacher entstehen soll.
„Wer dort vorbeigeht, kann den Krach hören. Das ist ein gutes Zeichen dafür, dass es vorangeht. Wir machen in einer der wichtigsten Immobilien der Innenstadt nicht alles kaputt, wir räumen erst mal gründlich auf, bevor es an den Um- und Aufbau geht“, sagt Oberbürgermeister Felix Schwenke. „Derzeit wird das alte Kaufhaus-Mobiliar herausgenommen, die Reste der alten Ladenflächen werden abgerissen, Zwischendecken und Stellwände entfernt und auch die Rolltreppen demontiert. Damit schaffen wir Platz für das neue Nutzungskonzept, das als neue Mitte die Offenbacher Innenstadt im Kern prägen wird.“
Die vier Etagen des früheren Kaufhof-Gebäudes werden in den nächsten Monaten bis voraussichtlich 2026 umfassend zu einem neuen Lern-, Kultur- und Begegnungszentrum im Herzen der Stadt umgebaut. Das Untergeschoss soll gewerblich genutzt werden. Darüber hinaus soll im Erdgeschoss ein öffentliches Café Platz finden. Auch Nutzungen für den Einzelhandel sind angedacht.
Derzeit wird auch geprüft, ob ein größerer und moderner Veranstaltungssaal für einen Mix aus öffentlichen, kulturellen Veranstaltungen wie Konzerten, Theateraufführungen, Lesungen u.v.m. sowie nichtöffentlichen, kommerziellen Veranstaltungen (z.B. kleinere Tagungen, Workshops, Firmenevents etc.). auf dem Dach des Gebäudes realisiert werden kann.
Herzstück des Gebäudes wird eine zeitgemäße Stadtbibliothek mit einem großen Angebot. Sie ist dann viel mehr als eine klassische Bücherei. Hier kann man nach wie vor Medien ausleihen, es gibt dann aber zusätzliche, innovative Angebote für alle Altersgruppen, vor allem aber auch digitale Arbeitsplätze für Schülerinnen und Schüler sowie Studierende, denen zuhause kein ruhiger Lernort zur Verfügung steht. Für Oberbürgermeister Schwenke ist das Vorhaben deshalb gleichermaßen eine Zukunftsinvestition für die Innenstadt und für mehr Bildungsgerechtigkeit.
Der Oberbürgermeister verweist darauf, dass die Offenbacher City zwischen Marktplatz und Kaiserstraße wie nahezu alle Innenstädte das Problem zunehmender Leerstände in den Ladenzeilen hat – dem will die Stadt aber offensiv entgegentreten. Sie bezieht sich damit auf Erkenntnisse in der Forschung der Stadtplanung. Danach müssen öffentliche Räume wie Fußgängerzonen mit ihren Gebäuden jenseits des Einkaufens kostenlose Angebote bereithalten, um Begegnungen zwischen Menschen abseits von Alter, Geschlecht, Herkunft, Bildung und Religion zu ermöglichen. Begegnungsstätten dieser Art werden als Dritte Orte (Third Places) bezeichnet. Ein solcher Dritter Ort, der lockeres Zusammenkommen ohne gleichzeitigen Konsumzwang bietet, soll die Immobilie des ehemaligen Warenhauses werden.
Künftig wird dieses Konzept zu einer dauerhaften zusätzlichen Belebung und Attraktivität der Innenstadt beitragen, auch abends und am Wochenende. Dass dieses Konzept einen vielversprechenden Ansatz darstellt, wurde auch außerhalb Offenbachs registriert: So hat die Stadt im Jahr 2021 den mit einer Million Euro dotierten Kommunalpreis des Landes Hessens gewonnen, weil die „Station Mitte“ als derzeit beste in ganz Hessen existierende Idee zur Aufwertung von Innenstädten bewertet wurde.
„Bisher lag in der Fußgängerzone der Fokus fast ausschließlich auf dem Handel. Mit der Umwidmung der wichtigen Liegenschaft des ehemaligen Kaufhof-Gebäudes bekommt auch der öffentliche Raum in der Innenstadt eine neue Aufenthalts- und Lebensqualität und wird aufgewertet“, führt der Oberbürgermeister weiter aus. „Um dies zu unterstreichen, setzen hier bereits aktuell alle beteiligten Akteure, vom Stadtplanungsamt bis zum Stadtservice der Stadtwerke, eine Reihe von Verbesserungen um, damit die Fußgängerzone sauberer und attraktiver werden und mehr Aufenthaltsqualität ausstrahlen soll.
Verantwortlich für die vorbereitenden Arbeiten in dem Gebäude ist die eigens dafür gegründete städtische Gesellschaft „Station Mitte GmbH“ mit Andreas Herzog als Geschäftsführer. Sie ist eine eigenständige Tochter der GBO Gemeinnützige Baugesellschaft Offenbach GmbH, die 100 Prozent der Geschäftsanteile der bisherigen Grundstückseigentümergesellschaft erworben hat. Die GBO ist eine Tochter der Stadtwerke Offenbach.
„Aktuell wird in dem Gebäude noch nichts auf- oder umgebaut, sondern bis etwa Juli ausschließlich im Auftrag der Station Mitte GmbH entrümpelt“, sagt Helko Thoma. Er ist der zuständige Projektleiter bei der Stadtwerke-Tochter OPG Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft mbh, die den Umbau steuert. „Mit dem Kauf der bisherigen Grundstückseigentümergesellschaft haben wir auch die Bauaufträge für die Aufräumarbeiten sowie die Planungsleistungen bis zur Genehmigungsplanung eingekauft. Deshalb konnten wir auch so schnell loslegen. Bis zum Herbst soll dann der Bauantrag folgen. Parallel dazu werden die Ausschreibungen für den tatsächlichen Umbau vorbereitet, so dass schon im nächsten Jahr die Hauptbaumaßnahmen beginnen können.“
Zu dem Kaufpreis von 12,5 Millionen Euro für das Gebäude wird noch ein unterer zweistelliger Millionenbetrag für die Umbaumaßnahmen benötigt.
Quelle: PM Stadt Offenbach