Ein alter Bewohner ist zurück und sorgt für neues Leben am Wasser: Der Biber (Castor fiber) hat sich erfolgreich entlang des Bieberbachs in Offenbach angesiedelt. Nach Jahrhunderten der Abwesenheit gestaltet Europas größtes Nagetier nun wieder aktiv die Landschaft mit – und das mit beachtlichen Folgen für Umwelt, Artenvielfalt und Klimaanpassung.
Naturschützer im Pelz: Der Biber als Gestalter
Einst ausgerottet, kehrte der Biber vor etwa 40 Jahren durch ein Wiederansiedlungsprogramm im Spessart nach Hessen zurück. Von dort hat er seinen Lebensraum schrittweise erweitert – inzwischen auch bis in urbane Regionen wie Offenbach. Dort begleitet das Amt für Umwelt und Klima seine Rückkehr engmaschig und stimmt sich mit dem Biberberater des Landes Hessen, ehrenamtlichen Bibermanagern, Infrastruktureigentümern und Landwirten ab.
„Biberdämme fördern die Artenvielfalt, indem sie Fließgewässer aufstauen, strukturreiche Gewässerabschnitte schaffen und so Amphibien, Insekten, Vögeln sowie Fischarten neue Entwicklungsräume bieten“, erklärt Bürgermeisterin und Klimadezernentin Sabine Groß. Besonders Amphibienarten wie Frösche und Kröten profitieren von den entstehenden Feuchtzonen.
Natürliche Wasserwirtschaft als Klimavorsorge
Doch der Nutzen des Bibers reicht über die ökologische Vielfalt hinaus: Seine Dämme wirken als natürliche Wasserspeicher, regulieren den Wasserabfluss bei Starkregen und helfen, Grundwasserstände zu stabilisieren. Damit wird der Biber in Zeiten des Klimawandels zu einem wertvollen Verbündeten in Sachen Hochwasserschutz und Trockenheitsvorsorge.
Die Stadt Offenbach sieht in der tierischen Rückkehr nicht nur eine ökologische Bereicherung, sondern auch ein Symbol für gelungenes Umweltmanagement. Im Dezember 2024 begrüßte die kommunale Arbeitsgemeinschaft Rodau-Bieber – ein Zusammenschluss von acht Städten der Region – die Ansiedlung ausdrücklich in einem Schreiben an das Hessische Umweltministerium. Gleichzeitig betonte sie die Notwendigkeit von Strategien für ein konfliktarmes Miteinander von Mensch und Biber im dichtbesiedelten Raum.
Schutz mit Verantwortung und Augenmaß
Trotz aller Begeisterung: Der Umgang mit dem Biber verlangt Wissen und Sensibilität. Denn der Nager und seine Bauten stehen unter strengem gesetzlichen Schutz. Eingriffe in Biberdämme – selbst gut gemeinte – sind nicht nur verboten, sondern können auch gravierende Folgen haben: „Die Zerstörung eines Biberdamms stellt nicht nur einen gravierenden Verstoß gegen das Naturschutzrecht dar, sondern kann auch unkontrollierte Flutwellen auslösen“, warnt das Amt für Umwelt und Klima.
Dialog mit allen Beteiligten
Im Rahmen ihrer Funktion als Vorsitzende des Ausschusses für Klima, Umwelt und Verkehr im Hessischen Städtetag hat Bürgermeisterin Groß das Thema für die nächste Sitzung auf die Tagesordnung gesetzt. Eingeladen sind auch Vertreter des Landes und des Bauernverbandes, um gemeinsam Lösungen für einen sachgerechten Umgang mit dem Biber in urbaner Umgebung zu finden.
So wird der einst vertriebene Biber heute nicht nur zum Hoffnungsträger für die Natur, sondern auch zum Prüfstein für eine ausgewogene und zukunftsfähige Umweltpolitik.