In Rödermark fand am 28. Februar die alljährliche Gedenkveranstaltung zu Ehren von Jaky Hecht statt. Vor rund 98 Jahren in Ober-Roden geboren, entkam Hecht als Kind dem Terror des Nationalsozialismus, während Teile seiner Familie dem Holocaust zum Opfer fielen. Die „Initiative Stolpersteine“ lud auch in diesem Jahr zur Zusammenkunft am Mandelbäumchen in der Grünanlage an der Rilkestraße ein, wo Bürgerinnen und Bürger gemeinsam an ihn und die Opfer der NS-Zeit erinnerten.
Erinnerungskultur in Rödermark fest verankert
Mit Kaffee und Kuchen kamen die Anwesenden ins Gespräch, reflektierten über die Vergangenheit und zogen Parallelen zur Gegenwart. Unter den Teilnehmenden waren unter anderem Erste Stadträtin Andrea Schülner, Ehrenbürgermeister Roland Kern und die ehemalige Stadtverordnetenvorsteherin Brigitte Beldermann, die mit einem Märchen der Brüder Grimm einen literarischen Akzent setzte.
Ein zentraler Punkt der Gedenkveranstaltung war das Zitat aus einem Text des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck, den Thomas Mörsdorf, Leiter des städtischen Fachbereichs für Kultur, Heimat und Europa, vortrug. Das Plädoyer für den Erhalt demokratischer Werte und den Widerstand gegen Hass und Radikalisierung sei angesichts aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen wichtiger denn je, waren sich die Anwesenden einig.
Jaky Hechts Geschichte bleibt lebendig
Jaky Hecht wurde 1927 als Sohn einer jüdischen Schuhhändlerin in Ober-Roden geboren. Mit Hilfe eines Kinderrettungswerks gelang ihm 1939 die Flucht nach Palästina, wo er den Holocaust überlebte. Andere Familienmitglieder wurden von den Nationalsozialisten ermordet, was nicht nur das Leben der Hechts, sondern auch das soziale Gefüge in der einst dörflichen Gemeinschaft von Ober-Roden zerstörte.
Nach dem Krieg kehrte Hecht mehrfach in seine Heimat zurück, um alte Freundschaften zu pflegen. 2001 verstarb er in Tel Aviv. In Rödermark erinnert heute die „Jaky-Hecht-Straße“ an ihn, in der sich die Kita „An der Rodau“ befindet.
Ein Zeichen für Toleranz und Zusammenhalt
Die Gedenkkultur in Rödermark hat sich fest etabliert – neben der jährlichen Veranstaltung am Mandelbäumchen wird am Holocaust-Gedenktag in der Nell-Breuning-Schule und am Gedenkort in Urberach an die Verbrechen des Nationalsozialismus erinnert. Die Versammlung zum Geburtstag von Jaky Hecht dient nicht nur dem Gedenken, sondern auch als Appell an die heutige Gesellschaft, sich aktiv für Demokratie und gegen Hass einzusetzen.