Was geschieht mit dem Schwarzkopf-Gebäude im Herzen von Urberach? Diese Frage stellen sich viele Urberacher, seit das traditionsreiche Modegeschäft in der Konrad-Adenauer-Straße Ende 2017 nach 92 Jahren für immer geschlossen wurde. Die Antwort präsentierten bei einer Pressekonferenz Anfang des Monats Bürgermeister Jörg Rotter und Investor Christian Früchtenicht aus Rossdorf: Das Haupthaus wird umgebaut, bleibt aber im Kern erhalten, mit Wohnungen in den Obergeschossen und voraussichtlich einer Bäckerei mit Café in den ehemaligen Geschäftsräumen. Der Nebenbau an der Borngasse wird abgerissen; auf dem Grundstück wird ein modernes Stadthaus hochgezogen, das Platz für 13 Mietwohnungen bietet.
Dass der Bürgermeister ein privates Bauprojekt der Öffentlichkeit vorstellte – das hatte einen besonderen Grund. Besitzerin Sophia Schwarzkopf selbst hatte Kontakt zur Stadt aufgenommen und mit Bürgermeister Rotter darüber gesprochen, was möglich wäre. Das freute den Rathauschef: „Ich bin Frau Schwarzkopf sehr dankbar, dass sie sich an uns gewandt hat. Es geht hier schließlich nicht um irgendein Gebäude, sondern um eine Immobilie mit Strahlkraft. Als Stadt ist es für uns wichtig zu wissen, was hier passiert, und auch unseren Einfluss geltend machen zu können. Das würde ich mir öfter wünschen.“
Rotter knüpfte die Verbindung zwischen Sophia Schwarzkopf und Christian Früchtenicht, den er als seriösen Projektentwickler kennengelernt habe, so der Bürgermeister. Dessen Referenzen in Rödermark: Das ehemalige Hitzel & Beck-Gelände in der Odenwaldstraße, viele Jahre eine mit Schadstoffen getränkte Altlast, das Früchtenichts Unternehmen 2018 zum „Wohnquartett S 1“ gemacht hat, und die Citroen-Werkstatt in der Dieburger Straße, wo derzeit ebenfalls dringend benötigter Wohnraum entsteht. „Ich bin froh, dass das geklappt hat“, betonte Bürgermeister Rotter. Es sei immer gut, wenn man es mit einem Investor aus der Region zu tun habe, „der auch zu packen ist“.
Früchtenicht versteht sich selbst als „Immobilienentwickler mit lokalem Fokus“. Für das Projekt hat er zusammen mit seinem Bruder Timm und Janek Riedl eine eigene Gesellschaft gegründet, die inklusive Kaufpreis rund 5 Millionen Euro in Urberach investiert. Keine Kleinigkeit angesichts einer Jahresbauleistung des Gesamtunternehmens von 35 bis 40 Millionen Euro. Es sei klug und angebracht, schon sehr früh den Kontakt zur Kommune zu suchen, betonte Früchtenicht. Das habe er schon immer so gehalten. Gerade in Rödermark funktioniere dies besonders gut. Die Möglichkeit, schnell Dinge abstimmen zu können, sei in dynamischen Zeiten „echt was wert“. Gerade einmal drei Monate dauerte es, bis die Bauverwaltung die Pläne durchwinkte. Unmittelbar danach signalisierte der Magistrat seine Zustimmung.
Architekt Michael Riegelbeck hat anstelle des Anbaus ein Stadthaus mit zwei Vollgeschossen und einem zurückgesetzten Staffelgeschoss vorgesehen, dessen Höhe die der bisherigen Bebauung nicht übersteigt. Dreizehn Wohneinheiten mit Wohnflächen zwischen 70 und 100 Quadratmetern können darin geschaffen werden. Darunter wird eine Tiefgarage mit 16 Stellplätzen ausgebaggert, neun weitere Parkplätze finden vor dem Haus Platz. Der Neubau soll ein begrüntes Dach erhalten. Das Energiekonzept sieht den Einsatz einer Wärmepumpe und eine Photovoltaik-Anlage vor.
Mit den Plänen gehen Investor und Architekt jetzt ins Genehmigungsverfahren. Und auch hier hat Christian Früchtenicht gute Erfahrungen gemacht: „Das Kreisbauamt in Dietzenbach ist um Lichtjahre schneller als andere Behörden. Was woanders ein halbes Jahr dauert, schaffen die hier in zwei Monaten.“ Der Investor ist deshalb guter Dinge, dass er im Spätsommer loslegen könnte. „Wir haben allerdings noch ein erhebliches Bauvolumen vor der Brust“, so Früchtenicht. Bautätigkeit würde er auf alle Fälle gerne schon noch in diesem Jahr sehen. Entkernt sind die Geschäftsräume schon, denn dafür braucht es keine Abrissgenehmigung.
Quelle: Stadt Rödermark