Wenn Grundschulkinder im Großen Sitzungssaal des Rathauses Platz nehmen, geht es selten um reine Besichtigung. Am 8. April war genau das der Fall – und doch ganz anders: Zehn Kinder des diesjährigen „Kinderclubdorfs“ machten sich mit ihren Betreuerinnen auf, um im Herzen der Stadtpolitik Demokratie lebendig zu erleben. Mitgebracht hatten sie viele Fragen – und die Neugier, herauszufinden, wie politische Entscheidungen eigentlich getroffen werden.
Gelebte Demokratie im Miniformat
Das Kinderclubdorf, traditionell organisiert als Osterferienspielaktion im Evangelischen Gemeindezentrum in der Jahnstraße, ist eine nachgebildete Erwachsenenwelt. Hier gestalten Kinder in einer fiktiven Stadt mit Geschäften, Hochschule, Handwerksbetrieben und einem Rathaus ihr Gemeinwesen selbst. Auch Wahlen gehören dazu – ein gewählter Dorfrat trifft Entscheidungen, es gibt eine eigene Währung, Arbeitsplätze und politische Debatten.
Da lag es für die jungen „Bürgerinnen und Bürger“ nahe, sich im echten Rathaus darüber zu informieren, wie demokratische Prozesse im großen Maßstab funktionieren.
Bürgermeister und Hauptamtsleiter erklären Stadtpolitik
Empfangen wurden die kleinen Gäste von Bürgermeister Dr. Daniell Bastian und Hauptamtsleiter Daniel Simoes, der eigens eine kindgerechte Präsentation vorbereitet hatte. Gemeinsam erklärten sie, was ein Bürgermeister eigentlich alles zu tun hat, wie eine Stadtverwaltung organisiert ist und wie Entscheidungen zustande kommen.
Im Fokus standen dabei zentrale Unterschiede zwischen Demokratie und Diktatur, sowie die Bedeutung freier Wahlen. Dass Demokratie nicht nur ein theoretisches Konzept ist, durften die Kinder selbst erfahren: In einer geheimen Abstimmung wurde über eine symbolische Frage entschieden – ob das Seligenstädter Schwimmbad eine dritte Wasserrutsche in Wellenform bekommen soll.
Politisches Mitdenken und Mitentscheiden
Vor der Abstimmung wurde es ernst: Im nachgestellten Kinder-Ausschuss diskutierten die Mädchen und Jungen mit großem Ernst die Vor- und Nachteile der Wellenrutsche. Am Ende fiel die Entscheidung knapp aus: Sieben Stimmen für die Rutsche, zwei dagegen, drei Enthaltungen – ein Ergebnis, das nicht nur Mehrheiten sichtbar machte, sondern auch zeigte, wie komplex demokratische Prozesse sein können.
Frühes Interesse am Gemeinwesen
„Ich freue mich sehr über das Interesse der Kinder an unserem Rathaus und am Geschehen in unserer Stadt“, betonte Bürgermeister Bastian, der den Kindern zudem die traditionelle silberne Bürgermeisterkette präsentierte. Sein Wunsch: Dass sich einige von ihnen in wenigen Jahren vielleicht schon im Jugendbeirat engagieren.
Die lebendige Begegnung mit der Stadtpolitik hat jedenfalls ihre Spuren hinterlassen – bei den Kindern, die Demokratie einmal aus nächster Nähe erleben durften, und bei den Erwachsenen, die sich über so viel Neugier und Mitgestaltungswillen freuen konnten.