Für viele ist ein Besuch im Bürgeramt ein notwendiger, aber machbarer Teil des Alltags. Für andere jedoch bedeutet er ein kaum überwindbares Hindernis. Die Stadt Seligenstadt reagiert nun mit einem innovativen Schritt auf die Bedürfnisse körperlich stark eingeschränkter Menschen: Ab sofort geht das Amt auf Wunsch zur Bürgerschaft – mit dem sogenannten Bürgerkoffer.
Seligenstadt bringt Amt zum Menschen
„Wir haben diese Anschaffung getätigt, um gesundheitlich bedingt immobilen Menschen im wahrsten Sinne entgegenzukommen“, betont Erster Stadtrat Oliver Steidl. Der Bürgerkoffer der Bundesdruckerei ermöglicht es Mitarbeitenden des Bürgeramts, Ausweisbeantragungen direkt vor Ort durchzuführen – sei es in Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern oder bei den Bürgerinnen und Bürgern zuhause.
Damit rückt die Einhardstadt nicht nur im übertragenen Sinne näher an ihre Menschen heran, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Teilhabe und Selbstbestimmung. „Uns ist klar, dass auch für ans Haus gebundene oder bettlägerige Menschen die Möglichkeit, sich ausweisen zu können, von großer Bedeutung sein kann, zum Beispiel um Bankgeschäfte oder Einkäufe selbstbestimmt tätigen zu können“, so Steidl weiter. Für ihn ist das Projekt eine echte Herzensangelegenheit in Sachen Inklusion.
Hightech aus dem Koffer
Technisch ist der rund 16 Kilogramm schwere Bürgerkoffer umfassend ausgestattet: Neben einem Notebook gehören ein Drucker, ein Scanner, ein Fingerabdrucksensor sowie ein Änderungsterminal zur Ausstattung. Für das notwendige biometrische Lichtbild wird zudem eine Kamera samt Stativ mitgeführt. Einzige Voraussetzung vor Ort: eine Steckdose und ein stabiler Tisch.
Regelmäßige Termine im Quartal
Ab April 2025 wird es in Seligenstadt quartalsweise feste Außendienste geben, bei denen die Bürgeramtsmitarbeitenden – grundsätzlich zu zweit – mit dem Bürgerkoffer unterwegs sind. Für die ersten Termine am 23. April, 2. Juli und 12. November stehen jeweils drei einstündige Slots zur Verfügung. Diese werden auf der städtischen Webseite veröffentlicht. Die Buchung erfolgt telefonisch über das Bürgerbüro.
Darüber hinaus können in akuten Notfällen auch individuelle Termine vereinbart werden. Ein speziell reservierter Dienstwagen steht dem Team für die Fahrten zur Verfügung.
Auch Befreiung von Ausweispflicht möglich
Für dauerhaft bettlägerige oder immobilisierte Menschen besteht zusätzlich die Möglichkeit, sich auf Antrag von der Ausweispflicht befreien zu lassen – ein Schritt, der jedoch wohlüberlegt sein sollte, da ein gültiges Ausweisdokument nach wie vor zentrale Funktionen im Alltag erfüllt.