In Hessen wird die Bevölkerungszahl von 2020 bis 2040 deutlich ansteigen, um +1,7 Prozent auf 6,4 Millionen Menschen. Diese Entwicklung verteilt sich jedoch unterschiedlich auf die verschiedenen Kreise. Starke Bevölkerungssteigerungen sind in den Kreisen Groß-Gerau, im Wetteraukreis und in Darmstadt-Dieburg zu erwarten. Die Landeshauptstadt Wiesbaden und drei weitere Kreise müssen hingegen mit einem Bevölkerungsrückgang rechnen.
Die Bevölkerungsentwicklung ist in Hessen bis 2040 im Saldo positiv und zeigt wenige Kreise mit schrumpfender Bevölkerung. Die Bevölkerung wird in 15 Kreisen in den kommenden 20 Jahren wachsen, 11 Kreise werden voraussichtlich schrumpfen. So liegt die Bevölkerungsentwicklung in den 26 Kreisen und kreisfreien Städten zwischen +8,6 Prozent (Kreis Groß-Gerau) und –7,9 Prozent (Kreis Gießen).
Bevölkerungszuwächse gibt es auch im Wetteraukreis, im Kreis Darmstadt-Dieburg und in der kreisfreien Stadt Offenbach am Main, alle mit einem Wachstum um die +5 Prozent. Unter den anderen kreisfreien Städten haben außerdem Frankfurt am Main (+4,2 Prozent) und Darmstadt (+3,2 Prozent) eine ansteigende Bevölkerungszahl zu erwarten. Am Ende der Skala steht der Kreis Gießen (–7,9 Prozent), außerdem wird für den Vogelsbergkreis sowie die Kreise Waldeck-Frankenberg, Limburg-Weilburg und die Landeshauptstadt Wiesbaden ein Bevölkerungsrückgang von –2 Prozent und mehr zwischen 2020 und 2040 erwartet. Das hat die neue Bevölkerungsvorausberechnung des Datenportals „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann Stiftung ergeben.
Mehr ältere Menschen und mehr junge Menschen im schulpflichtigen Alter
Viele Kommunen in Hessen stehen in den nächsten Jahren durch die demografische Entwicklung vor großen Herausforderungen: Ältere Menschen stellen andere Anforderungen an die kommunale Infrastruktur als jüngere, auf Wachstum muss anders reagiert werden als auf Schrumpfung. So unterschiedlich die Entwicklungen in den Kommunen sind, sollte auch die kommunale Infrastruktur vorbereitet werden, sei es beispielsweise im Bereich Betreuungseinrichtungen für ältere Menschen oder für Hochbetagte.
Die Zunahme des Anteils der Bevölkerung im potenziellen Rentenalter spielt dabei eine zentrale Rolle: In den nächsten Jahrzehnten wird die zunehmende Alterung erhebliche Auswirkungen auf die Alterssicherungssysteme und auf den Pflegebedarf haben. Der Anteil der Personen im Alter ab 65 Jahren an der Gesamtbevölkerung in Hessen beträgt im Jahr 2020 genau 21 Prozent, 20 Jahre später werden es knapp 27 Prozent und somit fast 400.000 Personen mehr sein. Das sogenannte Erwerbspersonenpotenzial wird hingegen um genau 10 Prozent auf etwa 3,1 Millionen Personen im Alter zwischen 25 und 64 Jahren schrumpfen. Neben den Alterssicherungs- und Bildungssystemen steht also auch der Arbeitsmarkt vor großen Herausforderungen.
Deutlicher Anstieg der Rentner:innen, deutlich jüngere Städte in Hessen
Die geburtenstarken Jahrgänge rücken in Hessen ins Rentenalter nach. Dies führt dazu, dass wie beschrieben die Zahl der potenziell Erwerbstätigen abnimmt und die Zahl der potenziellen Bezieher:innen von Leistungen im Alter deutlich ansteigt. Die Vorausberechnung zeigt, dass die Anzahl der Personen in den ersten Jahrgängen des Rentenbezugs bis zum Jahr 2040 um gut 28 Prozent auf rund 1,15 Millionen stark ansteigt (im Jahr 2020 waren es noch rund 900.000 der 65- bis 79-Jährigen). Damit steigt der Anteil der 65- bis 79-Jährigen an der Gesamtbevölkerung von 14,3 Prozent im Jahr 2020 auf 18,0 Prozent im Jahr 2040. Die Anzahl der Senior:innen ab 80 Jahren nimmt ab dem Jahr 2026 deutlich zu. Sie steigt von gut 420.000 im Jahr 2026 auf über 550.000 im Jahr 2040. Somit liegt der Anteil der ab 80-Jährigen im Jahr 2040 in Hessen bei 8,7 Prozent. Hessen liegt damit 0,5 Prozentpunkte unter dem bundesweiten Anteil von 9,2 Prozent.
Die Alterung zeigt sich auch an der Entwicklung des Medianalters, also dem Alter, das die Bevölkerung in eine ältere und eine jüngere Hälfte teilt. Landesweit nimmt das Medianalter bis zum Jahr 2040 um etwa ein Jahr auf 46,3 Jahre zu. Zum Vergleich: Für die gesamte Bundesrepublik wird dann ein Medianalter von 47,1 Jahren erwartet. In allen Kreisen und kreisfreien Städten mit Ausnahme des Werra-Meißner-Kreises wird das Medianalter bis 2040 ansteigen, besonders stark im Landkreis Gießen mit 4,5 und im Odenwaldkreis mit zwei Jahren. Die Spanne zwischen den Kreisen liegt dann bei fast 13 Jahren zwischen der „jüngsten“ Stadt Darmstadt (Median 38,9 Jahre) und dem „ältesten“ Vogelsbergkreis (Medianalter 51,6 Jahre). Auf der Kreisebene finden sich unter den Kreisen mit einem Medianalter von 44 Jahren und weniger im Jahr 2040 nur kreisfreie Städte (Kassel, Offenbach, Frankfurt und Darmstadt).
Zusatzinformationen:
Die Bevölkerungsvorausberechnung 2040 der Bertelsmann Stiftung wurde für alle Kommunen in Deutschland mit mehr als 5.000 Einwohner:innen durchgeführt. Das entspricht 3.063 Gemeinden (einschließlich der Stadtstaaten und kreisfreien Städte), in denen 89,6 Prozent der Einwohner:innen in Deutschland leben. Die Daten liegen auf Ebene des Bundes, der Bundesländer, der Landkreise und kreisfreien Städte und Gemeinden vor. Die Ergebnisse können im Datenportal Wegweiser Kommune (wegweiser-kommune.de) der Bertelsmann Stiftung abgerufen werden.
Quelle: PM Bertelsmann Stiftung