„Wir sehen als Unternehmerinnen und Unternehmer die Alarmstufe rot“, so bringt Kirsten Schoder-Steinmüller, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Offenbach am Main, die Ergebnisse der IHK-Blitzumfrage zur aktuellen Energiekrise auf den Punkt. An der Umfrage beteiligten sich Ende September bis Anfang Oktober über 200 Unternehmen aller Branchen und Betriebsgrößen.
Unternehmen der Region sehen ihre Existenz bedroht
„Die Umfrage zeigt, was die Unternehmen jetzt dringend brauchen und wo Politik konkret handeln muss“, so Schoder-Steinmüller. „An erster Stelle gilt es die Energiesicherheit zu gewährleisten. Alle Möglichkeiten müssen ausgeschöpft werden, das nach wie vor knappe Angebot an Energie auszubauen. Gleichzeitig wichtig ist, dass Unternehmen und Haushalte Energie einsparen und ihre Energieeffizienz verbessern. Nur damit kann aktuell die Explosion der Energiepreise abgemildert werden.“
Sollte die Bundesregierung die Gaslieferungen an die Unternehmen drosseln, müssten 64 Prozent der befragten Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe ihre Produktion früher oder später einstellen. Nur sechs Prozent könnten vollständig auf Gas verzichten, da sie zum Beispiel kurzfristig auf alternative Brennstoffe ausweichen könnten.
Für alle befragten Unternehmen sind die hohen Energiepreise schon jetzt mit erheblichen Risiken verbunden. 33 Prozent der Unternehmen sehen sich in ihrer Existenz gefährdet. 64 Prozent der Befragten geben an, dass sie die gestiegenen Preise nicht im gleichen Umfang an ihre Kunden weitergeben können. Einen Rückgang der Nachfrage nach den eigenen Produkten oder Dienstleistungen fürchten 54 Prozent der Unternehmen und Lieferengpässe seitens der Vorlieferanten 41 Prozent.
Die Unternehmen erwarten weitere erhebliche Preissteigerungen bei Strom und Gas. Während bei Gas 28 Prozent der Befragten von im Verhältnis eher moderaten Preissteigerungen von 50 Prozent ausgehen, erwarten 19 Prozent eine Verdopplung, 43 Prozent sogar eine Preissteigerung von 300 Prozent und mehr. Beim Strom rechnen 39 Prozent der Unternehmen mit einer Preissteigerung von 50 Prozent und 26 Prozent mit einer Verdopplung. 29 Prozent gehen von einer Verdreifachung aus.
„Neben Sofortmaßnahmen, die die aktuelle Versorgung sichern und die Energiekosten senken, muss für die langfristige Handlungsfähigkeit der Unternehmen jetzt vorgesorgt werden. Dabei muss die internationale Wettbewerbsfähigkeit genauso eine Rolle spielen wie der Klimaschutz in Deutschland“, zeigt die IHK-Präsidentin den Weg auf. Langfristig müsse die Transformation zur nachhaltigen Energieerzeugung gelingen, um die Klimaziele zu erreichen und die einseitige Abhängigkeit von einzelnen Lieferquellen zu reduzieren.
In der Umfrage konkretisieren die Unternehmen ihre Erwartungen an die Politik.
Was das kurzfristige Energieangebot betrifft, sprechen sich 70 Prozent vor allem für eine Verlängerung der Laufzeiten der verbliebenen Kernkraftwerke (70 Prozent) aus. Die Reaktivierung aller verfügbarer Kohle- und Ölkraftwerke halten jeweils rund 50 Prozent der Befragten für angemessen.
Langfristig fordern 75 Prozent der Unternehmen den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien und 73 Prozent zugleich den Ausbau von Energiespeichermöglichkeiten. Daneben muss aus Sicht der Unternehmer auch die Eigenproduktion von Energie im Unternehmen erleichtert werden, etwa durch den Abbau bürokratischer Hürden (58 Prozent).
Schoder -Steinmüller fasst zusammen: „Die Auswirkungen der Energiekrise werden über kurz oder lang bei uns allen ankommen – in Wirtschaft und Gesellschaft: Lieferschwierigkeiten, Produktionseinschränkungen oder -stopps, Versorgungsengpässe. Die Lage bei den Unternehmen ist ernst. Die Wirksamkeit der von der Politik angekündigten Entlastungen per Gas- und Strompreisbremse wird sich kurzfristig zeigen müssen.“
Die detaillierten Ergebnisse zur Umfrage sowie weitere Infos, Services und Positionen zur Energiekrise finden Sie hier.
Quelle: PM IHK Offenbach