Nach Einschätzung der Bundesnetzagentur sind Einschnitte bei der Versorgung mit Erdgas wegen der massiv gedrosselten Lieferungen aus Russland in Folge des Kriegs gegen die Ukraine weiterhin nicht völlig auszuschließen. Deshalb bereiten sich die Stadt Offenbach, die Feuerwehr und die Energieversorgung Offenbach AG (EVO) schon seit geraumer Zeit auf einen möglichen Engpass bei der Gasversorgung in diesem Winter vor.
„Wir treffen Überlegungen und Vorbereitungen für den schlimmsten Fall – den großflächigen Ausfall der Gasversorgung“, berichtete Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke, der zugleich Leiter des Offenbacher Katastrophenschutzes ist. Zwar habe Deutschland in den vergangenen Monaten bei der Erdgasversorgung erhebliche Fortschritte erzielt, was zu begründeter Zuversicht Anlass gibt. „Doch eine Garantie gibt es nicht.“ Die Entwicklung wird maßgeblich davon abhängen, dass weiterhin Gas und Energie gespart wird und der Winter nicht so streng wird. Um für alle Fälle vorbereitet zu sein, haben Stadt, Feuerwehr und EVO vorsorglich eine enge Zusammenarbeit und eine gemeinsame Kommunikation vereinbart. Eine entsprechende Arbeitsgruppe tagt seit September regelmäßig und bereitet sich auf den denkbaren Notfall vor.
Die Gasspeicher in Deutschland sind zwar gefüllt – auf inzwischen mehr als 99 Prozent. Damit wurde das Ziel eines Füllstands von 95 Prozent bis zum 1. November mehr als erreicht. Trotz dieser guten Nachrichten bewertet die Stadt die Lage als angespannt. Denn die vollen Gasspeicher entsprechen etwa 245 Terawattstunden Energie und somit laut Bundesnetzagentur dem Gasbedarf von lediglich etwa zwei Wintermonaten. Zum Glück werde mehr und mehr Gas von außerhalb Russlands nach Deutschland geliefert, wie Oberbürgermeister Schwenke berichtet. Erdgas komme beispielsweise aus den Niederlanden, Belgien und vor allem Norwegen über Pipelines sowie als Flüssiggas (LNG) aus den USA oder von anderen Lieferanten in aller Welt. „Insofern gibt es eine hohe Chance, dass wir gut durch den Winter kommen können, wenn Industrie und Haushalte weiterhin den Verbrauch senken und das Wetter passt“, urteilte der Oberbürgermeister.
Wie EVO-Vorstandsvorsitzender Dr. Christoph Meier ausführte, „hängt es neben den Füllständen der Gasspeicher von mehreren Faktoren ab, ob wir sicher durch die kommenden Monate kommen“. Man benötige milde Temperaturen im Winter sowie viel Wind und Sonne. Nicht zuletzt müsse der Bau der Flüssiggas-Infrastruktur rasch vorankommen und die geplanten Terminals rasch fertiggestellt werden. Auf all diese Punkte habe zwar der einzelne Unternehmer und Bürger keinen Einfluss, doch „wir sind nicht machtlos“, sagte Dr. Meier. „Wir können und wir müssen in Industrie und in privaten Haushalten auch weiterhin sorgsam mit Energie umgehen.“
Feuerwehrchef Uwe Sauer berichtete, dass die Beteiligten bei der Vorbereitung für den Winter „von allen denkbaren Szenarien ausgehen“. Dazu zähle auch das kontrollierte Unterbrechen der Gasversorgung in einzelnen Quartieren. „Dass es dazu kommen wird, ist zwar sehr unwahrscheinlich, aber eben nicht ganz ausgeschlossen. Sollte das Gas nicht bis zum Ende des Winters reichen, kann es erforderlich werden, einzelne Netzabschnitte abzutrennen, um den Ausfall des Gesamtnetzes zu vermeiden“, erläuterte Sauer.
EVO, Stadt und Feuerwehr sind seit Monaten mit komplexen Vorbereitungen beschäftigt, um auch im Ernstfall handlungsfähig zu sein, damit die Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger eine solche Krise möglichst gut bewältigen können. Unter anderem wird der Katastrophenschutz im Ernstfall eine „Wärmeinsel“ in der Stadthalle zum Aufwärmen schaffen. „Dort würden bevorzugt Alte und Kranke aufgenommen werden“, unterstrich Dr. Schwenke die Bedeutung der Eigenvorsorge in solch einer Katastrophenlage, in der ja auch aus anderen Städten und Kreisen keine Katastrophenschutzkräfte zur Verfügung stünden. Oberbürgermeister, Feuerwehrchef und EVO-Vorstandsvorsitzender bedankten sich bei allen gewerblichen und privaten Gasverbrauchern für ihre bisherigen Einsparungen: „Das ist die wichtigste Voraussetzung dafür, dass wir eine große Chance haben, gut durch den Winter zu kommen!“
Sie appellierten zugleich an alle Bürgerinnen und Bürger, sich rechtzeitig über mögliche Gefahrenlagen zu informieren. Hilfe zur Selbsthilfe bieten Stadt und EVO auf einer gemeinsamen Internetseite, die praxisnahe Tipps und Checklisten beinhaltet, wie sich Energie einsparen lässt und wie man sich auf eine Notfallsituation bestmöglich vorbereiten kann. Alle Informationen finden sich unter: www.offenbach.de/krisenfit.
Die Stadt Offenbach und die EVO informieren über Selbstvorsorge zu Hause für einen möglichen Krisenfall. Zu den Themen Vorrat, Checkliste, Notfalltasche, Haushalt und Hygiene gibt es Hinweise auch in leichter Sprache online.
Zudem sind Informationen hinterlegt, was Bürgerinnen und Bürger im Krisenfall tun können. Die Seite hilft beim Umgang mit Situationen ohne Gas, Strom oder Heizung.
Im Fall einer Krise erfolgen Warnmeldungen auf allen dafür geeigneten Plattformen. Konkrete Informationen werden auf www.offenbach.de/krisenfit hinterlegt und fortlaufend aktualisiert. Parallel informiert die Stadt gemeinsam mit der EVO mit dem Schlagwort #krisenfit auch auf anderen Kanälen und sozialen Netzwerken.
Quelle: PM EVO AG