Mit dem Bau der Bahnstrecke Frankfurt über Bebra nach Berlin in den 1870er Jahren erhielt Offenbach einen neuen Bahnhof, zu diesem Zeitpunkt bereits mitgeplant wurde auch eine Bahnpostanlage, die den umfangreichen Paketverkehr der Offenbacher Industriebetriebe optimieren sollte. 1925 errichtete die Oberpostdirektion Frankfurt in zweijähriger Bauzeit die Postanlage an der Bismarckstraße 152-158. Bis Anfang der 1980er Jahre wurden hier Briefe und Pakete umgeschlagen, seitdem steht das Gebäude leer. Im vergangenen Juni hat das Land Hessen die Immobilie erworben, in der Trägerschaft des Studierendenwerk Frankfurt am Main sollen dort rund 250 Wohnheimplätzen in den Bestandsgebäuden der „Alten Post“ und einem Neubau auf den brachliegenden Flächen der Liegenschaft entstehen. Den Wettbewerb konnte jetzt Scharnberger Architekten und Ingenieure aus Frankfurt am Main für sich entscheiden, zwei gleichrangige zweite Preise gehen an raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH, Frankfurt am Main und ACMS Architektur-Contor Müller Schlüter aus Wuppertal.
Der Jury unter dem Vorsitz von Herrn Prof. Jean Heemskerk gehörten neben freien Architektinnen und Architekten auch Mitarbeitende der Hessischen Ministerien für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur sowie für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, des Landesdenkmalamtes, der Hochschule für Gestaltung, der Stadt Offenbach und der Stadt Frankfurt am Main an. Sie alle überzeugte der sensible Umgang des Entwurfs mit dem denkmalgeschützten Gesamtensemble, der die Lärmimmissionen des Bahnbetriebs planerisch beachtet. Der von Scharnberger Architekten und Ingenieure vorgeschlagene fünfgeschossige Neubau gliedert sich in einen zweigeschossigen Sockelbau und ein dreigeschossiges auskragendes Bauteil und nimmt die Proportionen des denkmalgeschützten Ensembles, bestehend aus Haupthaus, Verbindungsbau und Villa, auf. In dem Gebäude finden 231 Bewohnerinnen und Bewohner in Drei- bis Vier- Zimmer-Wohnungen mit eigenen Eingängen sowie Einzimmerappartements Platz. Hinzu kommen Gemeinschaftsräume, Ateliers und PKW-Stellplätze.
Das Gebäudeensemble „Alte Post“ besitzt eine gute Anbindung an den öffentlichen Nachverkehr und befindet sich zudem nah des künftigen Neubaus der Hochschule für Gestaltung im Hafen Offenbach. „Damit wird die Lage der Studierenden in Offenbach grundlegend verbessert“, freut sich Planungsdezernent Paul-Gerhard Weiß, „und zudem ein nachhaltiger Beitrag zur Belebung des Hauptbahnhofs und der Aufwertung des Bahnhofsumfelds geleistet. Das neue Studierendenwohnheim bietet jungen Menschen ein bezahlbares Zuhause, in dem Kontakte geknüpft werden und gemeinsamer kreativer Austausch stattfinden kann.“
Das Studierendenwohnheim wird das erste Wohnheim des Studierendenwerks Frankfurt am Main in Offenbach sein. Das Studierendenwerk Frankfurt am Main ist ein sozialwirtschaftliches Unternehmen mit gesetzlichem Auftrag bei der Bewirtschaftung von Mensen, Cafés und Studierendenwohnheimen, beim Vollzug des BAföG sowie der Beratung von über 70.000 Studierenden an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, der Frankfurt University of Applied Sciences, der Hochschule RheinMain Wiesbaden und Rüsselsheim, der Hochschule Geisenheim sowie der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main und der Hochschule für Gestaltung Offenbach.
Die Wettbewerbsergebnisse sind noch bis Dienstag, 21. Mai 2024, im Foyer des Stadthauses, Berliner Straße 60 in 63065 Offenbach, öffentlich ausgestellt. Öffnungszeiten sind werktags von 8 bis 19 Uhr.
Quelle: PM Stadt Offenbach