Kartoffel- und Eierschalen, Kaffeesatz und Teebeutel, dazu hart gewordenes Brot und Reste vom Mittag- und Abendessen, die auf den Tellern liegengeblieben sind: All das, was die Rödermärker in ihre Biotonnen werfen, landet erst im Müllbrummi und nach dem Transport schließlich in einer modernen Behandlungs- und Verwertungsanlage im Frankfurter Osten. Just dort, nicht weit entfernt von der Kaiserleibrücke, die den Main als Teilstück der A 661 überspannt, war kürzlich eine fünfköpfige Delegation der Kommunalen Betriebe Rödermark (KBR) zu Gast.
Sehen, wie die grün-braunen Haufen in der riesigen Annahmehalle abgekippt werden – und genau hinschauen, ob das organische Material auch weitgehend frei von „Fremdstoffen“ aus Plastik, Glas und Metall in die Sieb- und Filteranlagen eingespeist wird: Darum ging es dem kommissarischen KBR-Leiter Reiner Rebel und seinen Begleitern in erster Linie. „Wir wollten uns mal einen Eindruck direkt vor Ort verschaffen. Unter die Lupe genommen haben wir das, was die Laster von ‚unseren‘ Haushalten zwischen Bulau und Breidert zur Vergärung und Kompostierung nach Frankfurt bringen“, erläuterte Rebel nach dem Info-Besuch.
Empfangen wurde die Gruppe von Peter Dumin. Der Geschäftsführer der Rhein-Main Biokompost GmbH (RMB) führte durch das imposante Labyrinth unter der Überschrift „grünes Recycling“. Es ging vorbei an hohen Biobergen, Förderbändern, Rottetunneln und Rohrleitungen bis hin zu einem kleinen Gartencenter, das am Ende der Stoffumwandlungskette steht. Dort floriert der Verkauf von hochwertigem Kompost mit Gütesiegel-Qualität. Ob im Palmengarten der Mainmetropole oder auf dem heimischen Pflanzbeet neben der Terrasse: Das, was der Öko-Kreislauf final auswirft, findet fleißige Abnehmer, wenn es darum geht, neues Wachstum zu erzeugen.
Dumin skizzierte den Werdegang der Anlage, die 1999 in Betrieb gegangen ist, als Erfolgsgeschichte. Bioabfall aus Frankfurt und aus den Kommunen des Kreises Offenbach wird in mehrfacher Hinsicht ökologisch sinnvoll verwertet. Dünger, Kompost und Biogas, das die Erzeugung von Strom und Wärme ermöglicht: All diese Komponenten wurden 2023 mit organischer Masse in einem Gesamtvolumen von rund 60.000 Tonnen erzeugt.
Etwa vier Prozent dieser Menge, knapp 2.500 Tonnen Bioabfall pro Jahr, werden aus Rödermark zur RMB gebracht. Dies geschieht unter der Regie des Kreises Offenbach, denn der fungiert als entsorgungspflichtige Körperschaft. Und wie steht es nun um die Öko-Reinheit der Chargen, die aus Urberach und von der Bulau, aus Ober-Roden, Messenhausen und Waldacker nach Frankfurt gelangen? Dumin konnte Erfreuliches berichten. Im Vergleich mit dem Biotonnen-Inhalt aus manchen Großstadt-Bezirken sei das Potenzial der unerwünschten Beimischungen deutlich geringer, wenn Abfall aus eher kleinstädtisch-dörflichen Strukturen angeliefert werde.
Der angekündigten Novelle der Bioabfallverordnung, die ab Mai 2025 eine Absenkung des Grenzwertes in Sachen „Fremd- und Störstoffe“ von derzeit 3,0 auf dann nur noch 1,0 Massenprozent vorsieht, blickt der RMB-Geschäftsführer relativ gelassen entgegen. Die nötige Technik sei vorhanden, um künftig auch den strengeren Vorgaben gerecht zu werden. Was freilich nicht bedeute, dass auf stärkere Anstrengungen beim Thema „Mülltrennung mit Disziplin“ nun flächendeckend verzichtet werden könne. Im Gegenteil: Die Privathaushalte seien gefordert – auch in Zukunft.
Denn dort, so Dumins Hinweis, werde rund um Herd, Kühlschrank und Küchentisch entschieden, was im Bioabfall-Behälter lande. Im Klartext: Jeder Einzelne kann mehr oder weniger sinnvolle Beiträge zum Öko-Recycling leisten. Eben deshalb werden die KBR ihre Aufklärungsarbeit intensivieren.
Mit einem Infostand beim diesjährigen Rödermärker Frühlingsmarkt wurde der Auftakt gemacht. Nach der Erörterung im Verwertungsbetrieb der RMB kündigten Reiner Rebel und seine Kollegen an, was ab Herbst 2024 folgen soll: Verstärkte Behälterkontrollen, um die Nutzer der Biotonnen auf etwaige Fehlbefüllungen hinzuweisen und gezielt zu beraten. Der gute Standard, den Rödermark im regionalen Vergleich vorweisen kann, ist dabei Ansporn und Verpflichtung zugleich.
Quelle: PM Stadt Rödermark