Da sind auf der einen Seite Großeltern, die ihre Enkel nur selten sehen können, weil die eigenen Kinder weit weg wohnen. Oder auch Menschen der Generation 55 plus, die selbst (noch) keine Enkel haben, aber Freude am Umgang mit Kindern. Auf der anderen Seite Eltern, die sich freuen, wenn ein älterer Mensch für ihre Kinder die Rolle von Oma oder Opa übernähme, weil die eigenen Eltern nicht greifbar sind. Beide Seiten bringt seit Herbst 2017 in Rödermark das Projekt „Wunschgroßeltern“ zusammen. Aufgelegt wurde es vom Ortsverband des Kinderschutzbundes und dem städtischen Ehrenamtsbüro, die bis heute bei der Organisation kooperieren.
„In diesem generationsübergreifenden Ehrenamt engagieren sich junggebliebene aktive Ältere mit positiver Lebenseinstellung, die Verantwortung übernehmen möchten“, berichtet Ute Schmidt, die Leiterin des Ehrenamtsbüros. „Und diese wichtigen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer werden auch dringend benötigt.“ Denn: In Rödermark leben viele zugezogene Familien, die hier keinen Familienanschluss haben, sich für ihre Kinder aber den wertvollen Kontakt zur älteren Generation wünschen. „Die Kinder bekommen durch die Wunschgroßeltern zusätzliche Aufmerksamkeit. Außerdem werden die Mamas und Papas stundenweise entlastet“, fügt Schmidt lächelnd hinzu.
Ehrenamtler, Eltern und Kinder – alle profitieren von diesem Projekt – da sind sich die Beteiligten sicher. Eine, die das voll und ganz bestätigen kann, ist Irmgard Borsdorf aus Waldacker. Die verwitwete Seniorin, die sich auch in der Quartiersgruppe engagiert, meldete sich bei Ute Schmidt während der Corona-Zeit. In einer Waldackerer Familie mit zwei Kindern war die Mutter an Long-Covid erkrankt, tatkräftige Hilfe und vor allem Zeitgeschenke wurden dringend benötigt. Irmgard Borsdorf ließ sich nicht langen bitten und ist bis heute froh darüber, dass sie diesen Schritt gewagt hat.
Denn einfach ist es ja nicht, Teil des Lebens zunächst fremder Menschen zu werden. „Die Chemie muss einfach stimmen“, betont Borsdorf. „Die Kinder müssen einen akzeptieren, und die Eltern natürlich auch.“ Bei Irmgard Borsdorf und ihren Wunschenkelkindern passte es. „Die Kinder waren dann manchmal auch bei mir zuhause. Und dann sind die Nachbarn schon neugierig geworden und haben mich gefragt, was es damit auf sich hat“, berichtet die engagierte Frau. Anderthalb Jahre lang gehörte sie zur Familie, die dann aber in diesem Jahr zurück nach Kroatien ging. „Seitdem halten wir aber weiterhin engen Kontakt über das Smartphone“, berichtet Borsdorf. „Und als meine Wunschfamilie noch einmal hier war, um die restlichen Sachen abzuholen, da haben sie gleich angerufen, ob ich nicht kommen könnte.“
Irmgard Borsdorf und „ihre“ Familie seien „ein Paradebeispiel dafür, wie toll so etwas laufen kann“, sagt Ute Schmidt. Immer wieder entwickelten sich tiefe Freundschaften. Und dann sei der Familienanschluss für manche Älteren auch ein „tolles Mittel gegen das Alleinsein“. Bei Irmgard Borsdorf, die nach der intensiven Erfahrung eine Auszeit genommen hat, bedankte sich Ute Schmidt mit Blumen. Den Strauß überreichte sie, als vor einigen Wochen die Baumelbank in Waldacker eingeweiht wurde – an dieser Aktion der Quartiersgruppe war Irmgard Borsdorf ebenfalls maßgeblich beteiligt.
Grundsätzlich stehe beim Projekt „Wunsch-Großeltern“ die gemeinsame Zeit der Ehrenamtlichen mit den Kindern im Vordergrund: spielen, basteln, vorlesen, ein Besuch auf dem Spielplatz… Und die Wunsch-Oma oder der Wunsch-Opa hätten auch das Recht, Nein zu sagen. „Sie sind keine kostenlosen Babysitter, sondern verstehen sich, wie auch Irmgard Borsdorf, als neues Familienmitglied.“
Zudem treffen sich die ehrenamtlichen Großeltern regelmäßig unter professioneller Anleitung zu Gesprächsnachmittagen. Sie erhalten diverse Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten und sind während ihres Engagements über die Unfallkasse Hessen abgesichert.
Wer sich vorstellen kann, bei diesem Projekt mitzumachen, erreicht Ute Schmidt unter der Rufnummer 911-671 oder schreibt eine E-Mail an ehrenamtsbuero@roedermark.de.
Quelle: PM Stadt Rödermark