Was steckt dahinter, wenn Auszubildende im Altenpflegeheim selbständig den Pflegebetrieb eines ganzen Wohnbereichs organisieren und durchführen? 27 Pflegeschülerinnen und -schüler im Bereich der Langzeitpflege des Caritaszentrums Offenbach konnten in den vergangenen zwei Wochen diese anspruchsvolle Aufgabe kennenlernen: Während ihrer Praxisphase im Caritas-Pflegeheim St. Elisabeth haben sie vom 8. bis 19. Januar das Projekt „Schulstation“ erfolgreich umgesetzt.
„Während dieser Zeit haben unsere Azubis den laufenden Pflegebetrieb für einen kompletten Wohnbereich übernommen – von der Planung über die Umsetzung im Schichtdienst bis zur Dokumentation und Reflexion“, erklärt Ausbildungskoordinatorin Silke Como. „Zwei erfahrene Praxisanleiterinnen standen den Schülerinnen und Schülern ständig beratend zur Seite. Die Sicherheit der Bewohnerinnen und Bewohner war jederzeit gewährleistet“, betont Como. Sie hat das Schulstation-Projekt angeregt – eine Premiere im Caritaszentrum – und das Konzept gemeinsam mit den Anleiterinnen und Azubis ausgearbeitet. Auch die Ausbildungskoordinatorin schaute jeden Tag in der Schulstation nach dem Rechten.
Ziel des Projektes ist es, den Nachwuchs-Pflegekräften einen ganzheitlicheren Blick auf das Zusammenspiel der pflegerischen Abläufe zu ermöglichen als es der normale Ausbildungsbetrieb zulässt. „Besonders die planerischen, organisatorischen Tätigkeiten konnten wir auf der Schulstation hervorragend praktisch trainieren. Dazu gehört das Erstellen der Dienstpläne, das Abstimmen untereinander im Team und die Zusammenarbeit mit weiteren Berufsgruppen, die im Heim arbeiten“, sagt Como. Deshalb durften die Projekt-Azubis aus ihrer Mitte zwei „SchulstationSchichtleitungen“ wählen und auch an den morgendlichen wohnbereichsübergreifenden Besprechungen des Hauses teilnehmen. In diesen sogenannten „Morgenrunden“ koordinieren sich die Leitungskräfte mit der Pflegedienstleitung des Hauses. Gegebenenfalls nehmen weitere Mitarbeitende teil – etwa aus der Hauswirtschaft, dem Sozialdienst oder der Einrichtungsleitung.
Beteiligt waren am Projekt „Schulstation“ sowohl Pflegeschülerinnen und -schüler, die eine dreijährige „generalistische Pflegeausbildung“ absolvieren. Ebenso wie angehende Pflegehelferinnen und -helfer, die sich in der einjährigen Ausbildung befinden. Je nach Ausbildungsstand wurden entsprechende Diensteinsätze zugeteilt. „Dabei haben wir ‘Tandems‘ gebildet: jeweils eine erfahrene Auszubildende arbeitete mit einer Anfängerin zusammen. Gerade diese Kombination in der Teamarbeit haben unsere Azubis als sehr motivierend und produktiv empfunden“, hat Ausbildungskoordinatorin Como beobachtet. Und weiter: „Vor allem unsere Auszubildenden, die kurz vor dem Abschlussexamen stehen, profitieren sehr von den Erfahrungen aus der Schulstation – für sie ist es eine gute Prüfungsvorbereitung. Im praktischen Prüfungsteil gilt es, ähnlich komplexe Pflegesituationen selbstständig zu meistern.“
Der Abschluss des Projektes wurde bei einem gemeinsamen Frühstück mit den Auszubildenden, Praxisanleitungen, der Ausbildungskoordinatorin und den Leitungskräften der Einrichtung begangen. Dabei erfolgte auch die Übergabe an das „normale“ Pflegeteam des Wohnbereichs.
Geschäftsführerin Katja Roßwog freut sich über das gelungene Projekt: „Allen Beteiligten spreche ich meinen ganz herzlichen Dank aus: für die sorgfältige Vorbereitung, die erfolgreiche Umsetzung und den Einsatz über das normale Maß hinaus! Ein besonderes Lob geht an unsere Praxisanleitungen: ohne deren Begleitung, Geduld und Expertise wäre das Projekt nicht möglich gewesen. Unseren Bewohnerinnen und Bewohnern bin ich ebenfalls sehr dankbar, dass alle diesem Projekt zugestimmt und es mitgetragen haben. Das Projekt „Schulstation“ soll ab jetzt fest in unser Ausbildungskonzept integriert werden.“ Einrichtungsleiterin Stephanie Kaprol bilanziert: „Das Projekt „Schulstation“ hat für unsere Auszubildenden in allen drei Ausbildungsjahren einen sehr großen Zuwachs an Kompetenzen gebracht, die für die weitere Entwicklung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann von großer Wichtigkeit sind. Die Auszubildenden sind in den 14 Tagen an ihren Aufgaben gewachsen und haben sich durchweg positiv weiterentwickelt.“
„Wir haben in dieser Zeit menschlich und fachlich dazugelernt“, sagt eine Auszubildende in der Feedback-Runde. „Es war ein Abenteuer“, beschreibt eine andere ihre Eindrücke. Der Tenor: Es habe Spaß gemacht, sei aber anstrengender als im normalen Ausbildungsalltag gewesen. Ob sie das abschrecke? „Nein, überhaupt nicht: später als examinierte Pflegefachkraft hat man doch Routine und einen großen Erfahrungsschatz, der hilft“, so die Antwort einer Schülerin. Die Auszubildenden sehen ihrer beruflichen Zukunft zuversichtlich entgegen.
Quelle: PM Caritasverband Offenbach/Main e.V.