Viele Menschen wollen an den Gräbern ihrer Liebsten und auch anschließend auf den Wegen des Friedhofs mit ihren Gedanken alleine sein. Doch es gibt auch Hinterbliebene, die dort ganz bewusst das Gespräch mit anderen Menschen suchen. Trauer, Trost und Beistand zum Ausdruck bringen, Erfahrungen teilen, über neue Perspektiven und neuen Lebensmut sprechen: All diese Dinge spielen bei der Kommunikation im Umfeld der Grabsteine eine wichtige Rolle. Die Quartiersgruppe Urberach hat sich von dieser Beobachtung leiten lassen und das erste „Mobile Friedhof-Café“ für Rödermark auf den Weg gebracht.
Mit zwei Treffen im Mai wurde der Auftakt gemacht. Die Resonanz war beachtlich. Rund 35 Menschen kamen zur Premiere, knapp 30 Anwesende wurden beim Folgetermin gezählt. Elisabeth Lenhardt, die durch einen Zeitungsartikel und eine Fernsehsendung auf solche Dialogformate und deren offenkundig wachsende Popularität aufmerksam geworden war, konnte ihre Mitstreiter in der Quartiersgruppe vom Einstieg in das Projekt überzeugen. Jetzt, nach den ersten Zusammenkünften auf dem Friedhof Urberach, fühlen sich alle Beteiligten in ihrer positiven Grundhaltung bestätigt.
„Es ist prima angelaufen. Der kleine zentrale Platz unter den Platanen eignet sich ganz hervorragend. Die Friedhofsverwaltung hat die Zahl der Bänke dort von zwei auf vier aufgestockt, wir können einen Abstellraum für unsere Tische nutzen, der jeweilige Sonntagsdienst mit Kaffee und Kuchen wurde eingeteilt… Und so kommen wir miteinander ins Gespräch, denn darum geht es ja schließlich“, erläutert die Impulsgeberin.
Gemeinsam mit Irmi Adam-Wünsche, Brigitte Beldermann, Carla Karl, Elke Heckwolf, Jutta Catta, Brigitte Unger und ihrem Ehemann Günter organisiert Elisabeth Lenhardt die Begegnungen unter freiem Himmel. Ein bereichernder, lebendiger Austausch auf dem weiträumigen Gelände der Totenruhe: Das sei kein Widerspruch, sondern eine gute Symbiose – so das Urteil in den Reihen der Quartiersgruppe.
Dass gleichwohl die Würde des Ortes gewahrt und der Geräuschpegel gedrosselt bleibt, dass niemand zur Beteiligung gedrängt und jedem Friedhofsbesucher mit Respekt begegnet wird: All diese Dinge werden als Selbstverständlichkeiten betrachtet. Sie bilden das Fundament, um Akzeptanz für die neue Offerte zu schaffen und zu bewahren.
„Wir haben auch in den örtlichen Kirchengemeinden auf die Aktion aufmerksam gemacht. Flyer wurden ausgelegt. Mit Interesse und Sympathie ist die Sache aufgenommen worden. Das freut uns sehr, denn es war und bleibt wichtig, das Projekt mit Rückendeckung anzugehen.“ Mit diesem Tenor von Elisabeth und Günter Lenhardt wird auf den Stapellauf zurückgeblickt. Der ist geglückt. Nun geht es darum, die Aktivitäten zu verstetigen und zu etablieren. Bei alledem ist zu beachten: Der Café-Plausch zum Nulltarif ersetzt keine professionelle Trauerbegleitung.
Zum Treffen auf dem Friedhof Urberach wird bis einschließlich Oktober am ersten und letzten Sonntag des Monats eingeladen, jeweils von 14 bis 16 Uhr. Dabei gilt die Faustformel: „Bei Regen entfällt das Angebot.“
Quelle: PM Stadt Rödermark