Die Stadtwerke Dreieich haben die Herausforderungen des vergangenen Jahres wirtschaftlich besser gemeistert als manch anderer Energieversorger: Das belegen die Zahlen des Geschäftsjahres 2021, die Geschäftsführer Steffen Arta am Dienstag (19. Juli) bei der Bilanzpressekonferenz präsentiert hat. Der kommunale Versorger hat ein Betriebsergebnis von 5,7 Millionen Euro nach Steuern erwirtschaftet. Das liegt 100.000 Euro über dem Ergebnis des Vorjahres und ist mehr als geplant. Positiv ausgewirkt hat sich für das Unternehmen aber nicht nur der lange, kalte Winter mit einer Heizperiode bis weit in den Mai 2021 hinein. Ein anderer, weit gewichtigerer und vom Unternehmen beeinflussbarer Grund für den guten Abschluss ist seine risikoarme, langfristige Beschaffungsstrategie für Strom und Gas. Dadurch sind die Stadtwerke Dreieich bei den seit Herbst 2021 exorbitant steigenden Preisen an den Energiehandelsplätzen nicht ins Trudeln gekommen wie so manch anderer Anbieter; die Stadtwerke Dreieich kaufen die Energie für ihre Kunden in Chargen ein und beginnen damit bereits einige Jahre vor der Belieferung.
Sicherheit hat einen höheren Stellenwert
„Eine Hochrisikopolitik beim Energieeinkauf birgt gleich zwei Gefahren für die Kundschaft: das Preisrisiko und das Versorgungsrisiko“, erklärt Steffen Arta und fügt an: „Wir bei den Stadtwerken Dreieich wollen dagegen sicher sein, dass wir genügend Energie haben, um den Bedarf unserer Kunden decken zu können. Und wir wollen unsere Kundschaft immer so günstig wie möglich beliefern.“ Ziemlich verärgert ist er deshalb über das Geschäftsgebaren von Billigenergieanbietern, deren Geschäftsmodell durch die Preisexplosion ab Herbst 2021 nicht mehr aufgegangen ist. „Als die Versorgung für die Discounter zu teuer geworden ist, haben sie ihre Kunden einfach vor die Tür gesetzt; dabei war keiner von ihnen insolvent. Das ist ein ungeheuerliches und verantwortungsloses Geschäftsgebaren zu Lasten der Kunden. Die Stadtwerke Dreieich standen als Grundversorger bereit, diese Haushalte in ihrem Gebiet mitzuversorgen“, erläutert er die schwierige Situation. Für die Stadtwerke Dreieich bedeutete das über 1.000 neue Privatkunden in nur fünf Monaten – eine riesige operative und finanzielle Herausforderung. „Für diese Neukunden mussten wir den Gesamtbedarf komplett zu den hohen Preisen einkaufen. Das erforderte eine extrem enge Abstimmung zwischen Beschaffung und Controlling.“
Seither stellt er fest, dass der Preis bei den Verbrauchern nicht mehr das wichtigste Kriterium für die Wahl des Energielieferanten ist. „Sicherheit und Regionalität haben bei Energie einen deutlich höheren Stellenwert erlangt“, betont er. Dieser Effekt hat sich weiter gefestigt anlässlich der drohenden Gasmangellage – einer möglichen Folge der Sanktionen, die gegen Russland wegen seines kriegerischen Einmarschs in die Ukraine verhängt wurden. Die Bundesregierung hat im Juni bereits die zweite von drei Eskalationsstufen des Notfallplans Gas ausgerufen. „Die Lage war noch nie so ernst“, sagt Steffen Arta und ergänzt: „Alle sind aufgerufen, so viel Strom, Gas und Wärme einzusparen wie irgend möglich, damit die Gasspeicher vor dem Winter möglichst voll werden. Das würde Deutschland extrem helfen, einigermaßen gut über den nächsten Winter zu kommen.“
Stadtwerke Dreieich packen Energiewende ganzheitlich an
Um unabhängiger von Energieimporten zu werden und den Klimawandel abzubremsen, hält es Steffen Arta für unbedingt erforderlich, den Ausbau der erneuerbaren Energien zu forcieren. „Ich begrüße deshalb das Osterpaket von Wirtschaftsminister Habeck sehr“, betont der Geschäftsführer, „wir müssen unbürokratischer und schneller vorankommen.“ Die Stadtwerke Dreieich engagieren sich seit Jahren für die Energiewende. In ihrem Fokus liegt die Sonnenkraft. „Wir bieten unserer Kundschaft neben nützlichen Dienstleistungen auch attraktive Produkte für einen höheren Selbstversorgungsgrad mit natürlich grüner Energie an“, informiert er. Dazu zählen beispielsweise Pachtmodelle für Photovoltaikanlagen. Wegen der aktuellen Lieferengpässe bei Wechselrichtern und dem Handwerkermangel lasse sich die inzwischen stark gestiegene Nachfrage nach diesen Produkten kaum beschleunigen, bedauert Steffen Arta.
Einen weiteren Beitrag zum Klimaschutz leistet der kommunale Versorger auch mit seiner Thermopur- Lösung, für die das Unternehmen allein im Berichtsjahr knapp 400.000 Euro investiert hat. Bei dem Angebot handelt es sich um ein Pachtmodell für hocheffiziente, umweltschonende Heizsysteme. Steffen Arta führt dazu aus: „Hausbesitzer können ihre betagte Heizung durch eine neue ersetzen, ohne zu investieren. Das macht die Sanierung einfacher.“
Das Gelingen der Energiewende hängt auch von leistungsfähigen Energienetzen ab. So haben die Stadtwerke Dreieich allein im Berichtsjahr 3,2 Millionen Euro in die Erneuerung und Erweiterung ihrer Strom-, Gas- und Wärmenetze investiert. Den Löwenanteil im Berichtsjahr steckte das Unternehmen im Berichtsjahr in den Ausbau der Wärmenetze. „Die Wärmewende ist einer der wichtigsten Hebel für den Klimaschutz“, betonte der Geschäftsführer.
Kommunaler Versorger ist auf Krisensituationen gut vorbereitet
Ein großes Lob sprach der Geschäftsführer seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus. „Sie haben unter den erschwerten Bedingungen der Pandemie eine herausragende Arbeit geleistet“, sagte er und fügte an: „Die Versorgungssicherheit war auch unter den herausfordernden Umständen stets gewährleistet, ebenso die Betreuung der Kunden von Seiten des Service. Wir sind auf Krisensituationen und Notfälle gut vorbereitet, auch jetzt auf eine womöglich eintretende Gasmangellage.“ Bei allen Herausforderungen für die Organisation und das Management hätten die Lockdowns auch etwas Gutes gehabt, meint Steffen Arta: „Wir sind mit der Digitalisierung schneller vorangekommen, ganz besonders im Hinblick auf unsere Arbeitswelt.“ Ähnliche Entwicklungen hätten sich auf Kundenseite vollzogen: Immer mehr Kunden würden inzwischen Online-Services bevorzugen.
Fokus auf Regionalität ist für Stadtwerke und Kommune ein Gewinn
„Als Stadtwerk tragen wir eine große Mitverantwortung für die Lebensqualität der Menschen in unserer Region“, betonte Steffen Arta. Das gelte für die Versorgungsqualität ebenso wie für das Gelingen der Energiewende. Beides erfordere neben hohen Investitionen in die Leistungsfähigkeit der Netze einen verantwortungsbewussten Betrieb, kompetentes Fachpersonal und eine breite Akzeptanz von Großprojekten in der Bevölkerung. Im Berichtsjahr war die Versorgungsqualität der Stadtwerke Dreieich bei Strom wieder extrem hoch: Die durchschnittliche Ausfallzeit betrug lediglich 8,4 Minuten; das ist deutlich weniger als der Durchschnittswert für Deutschland.
Einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz und die Autarkie leistet der Solarpark Dreieich, eine der größten freistehenden Photovoltaikanlagen Hessens. Die Stadtwerke Dreieich kümmern sich für die RMS Rhein-Main Solarpark GmbH um deren technische Betriebsführung. Der Solarpark erzeugte 2021 rund 8,4 Millionen Kilowattstunden; das ist genug, um 1.900 Vier-Personen-Haushalte klimaneutral mit Energie zu versorgen. „In Sachen Nachhaltigkeit sind wir ein starker Partner für Bürgerinnen und Bürger, das zeigt sich auch in den Geschäftszahlen“, erklärt Steffen Arta. Im Vergleich zum Vorjahr konnten die Stadtwerke 2021 ihre Umsatzerlöse um 2,2 Millionen Euro auf 56,6 Millionen Euro steigern. Auch die Wärme- und Gasabgabe entwickelten sich positiv: Die Stadtwerke Dreieich verkauften 2.598 Megawattstunden mehr Wärme und 43.999 Megawattstunden mehr Gas. 2021 flossen 2.922.000 m3 Wasser durch die Leitungen der Stadtwerke Dreieich, 230.000 m3 weniger als im Jahr zuvor. Die Stromabgabe verzeichnete einen Rückgang um 1.328 Megawattstunden auf 172.257 Megawattstunden.
Schwimmbäder und Verkehrsbetriebe wurden durch die Corona-Lockdowns gebeutelt
Die Corona-Pandemie machte im Jahr 2021 Schwimmbädern und Verkehrsbetrieben schon zum zweiten Mal einen Strich durch die Rechnung. Durch die verhängten Lockdowns konnten auch die Schwimmbäder der Stadt-Holding Dreieich nur für kurze Zeiträume eingeschränkt öffnen. Die Winterbadesaison im Hallenbad musste wegen des Lockdowns bereits im November 2020 beendet werden; im Sommer 2021 war es nur für Seepferdchen-Schwimmkurse offen; an ihnen nahmen mehr als 500 Kinder teil. Das Freibad konnte für eine kurze Saison im Juni 2021 starten. Die Verkehrsbetriebe Dreieich schlossen das Geschäftsjahr mit einem Fehlbetrag von 31.000 Euro ab. 2020 brachte es das Unternehmen wegen eines positiven Einmaleffektes noch auf einen Überschuss von 99.000 Euro. „Durch das gute Ergebnis der Stadtwerke blieb auch das Jahresergebnis der Holding weiterhin erfreulich positiv“, fasste Steffen Arta das Gesamtergebnis zusammen. Der Unternehmensgewinn beträgt insgesamt 1,84 Millionen Euro gegenüber 1,78 Millionen Euro im Vorjahr. Davon werden 600.000 Euro an die Stadt ausgeschüttet. Der Rest wird in die Rücklagen eingestellt und für anstehende Investitionen in die Versorgungsinfrastruktur verwendet.
Quelle: Stadt Dreieich