Mittlerweile beschreiben viele Studien, dass die Insektenmasse in den letzten Jahrzehnten drastisch abgenommen hat. Insekten sind jedoch wichtige Bestandteile des Nahrungsnetzes. Von ihnen ernähren sich verschiedene Tierarten, wie Vögel, Amphibien, Reptilien und auch Säugetiere wie Fledermäuse, Igel oder auch dem Gartenschläfer. Zusätzlich sind viele Fluginsekten wie Wildbienen, Schwebefliegen und Wanzen Bestäuber. Sie tragen so zum Erhalt von Pflanzen und der biologischen Vielfalt bei.
Um dem Insektenschwund und damit einem Rückgang der Artenvielfalt entgegenzuwirken, setzt die Stadt Neu-Isenburg als Mitglied der Kommunen für biologische Vielfalt e. V. vermehrt Maßnahmen um, welche die Artenvielfalt im Stadtgebiet schützen sollen. Durch die Dienstleistungsbetrieb Dreieich und Neu-Isenburg AöR (DLB) werden daher vermehrt Rasenflächen in Blumenwiesen umgewandelt, heimische, insekten- und vogelfreundliche Sträucher gepflanzt und Zwiebelpflanzen gesetzt, die den Insekten schon früh im Jahr eine wichtige Nahrungsgrundlage bieten.
Auch die Rathauswiese und die Wechselflorrabatte wurden nun vom DLB in Absprache mit den städtischen Biologen insektenfreundlich umgestaltet. Im hinteren Bereich der Wiese wurde der Rasen abgeschält und der Boden mit Sand abgemagert. Anschließend wurde eine Blumenwiesenmischung eingesät, die aus 58 verschiedenen Blumen zusammengesetzt ist. Durch die Vielzahl an heimischen Arten wird eine lange Blütedauer und somit ein breites und andauerndes Nahrungsangebot von April bis Oktober bereitgestellt. Zusätzlich bietet die große Anzahl an Arten auch den Spezialisten, die auf bestimmte Arten angewiesen sind, wie z.B. der Knautien-Sandbiene, eine Lebensgrundlage. Auch für körnerfressende Vögel finden sich im Herbst und Winter durch sogenannte „Wintersteher“ wie Wegwarte, Natternkopf oder Echtes Mädesüß, Pflanzen, an denen sie Samen naschen können und die in ihren hohlen Stängeln Winterquartiere für Insekten und damit gleichfalls Vogelnahrung bereitstellen. Die Wiese wird auch wegen der Winterquartiere für die Insekten nur einmal im zeitigen Frühjahr gemäht.
Natur, die ökologisch wertvoll ist und vielen Tiergruppen als Lebensraum dienen kann, ist selten aufgeräumt. Um dennoch ein ordentliches Erscheinungsbild der repräsentativen Fläche zu gewährleisten, wurde um die Blumenwiese ein so genannter Akzeptanzstreifen belassen, der vom DLB häufiger gemäht wird. Ebenfalls wurde eine Rasenfläche zwischen Rabatte und Kirschbäumen angelegt, um weiterhin im Schatten der Bäume auf der Bank verweilen zu können. Auch der Wechselflor in der Rabatte wurde reduziert und nimmt nur noch die Fläche vor dem Gedenkstein ein. Der restliche Bereich der Rabatte wurde mit insektennährenden Stauden bepflanzt. Dies ist ressourcenschonend, da die Stauden im Vergleich zu Stiefmütterchen und Geranien mehrjährig sind, und nicht zwei Mal im Jahr getauscht werden müssen. Die ausgewählte Staudenmischung mit den Farben Neu-Isenburgs (gelb und rot) wird durch ebenfalls gepflanzte Frühjahrsblüher bereits im Februar erste Farbtupfer setzen. Durch Herbstastern wird die Blütezeit bis in den November andauern. In der Zeit von November bis Februar sollen abwechslungsreiche Blattstrukturen und -farben auch ohne Blüten ein ansprechendes Bild bieten.
Dirk Wölfing, Dezernent für Umwelt, Natur, Klimaschutz und Energiewende, fasst die Zielsetzung zusammen: „Unser Ziel ist es, gemeinsam mit dem DLB das Stadtgrün in Neu-Isenburg insektenfreundlich zu gestalten. Mit der Umgestaltung der Fläche vor dem Rathaus werden wir dafür wichtige Erfahrungen sammeln.“
Quelle: PM Stadt Neu-Isenburg