„Mach‘s gut, Schorsch!“… „Alles Gute!“… „Ich wünsch Dir einen schönen Ruhestand!“… „Schade, dass Sie aufhören!“… Die meisten Kunden, die – wie so oft – schon in aller Frühe in einer langen Schlange auf dem Ober-Röder Marktplatz anstehen, verabschieden sich persönlich, viele sind per Du mit Metzgermeister Georg Sattler, den Mann, den Bürgermeister Jörg Rotter „eine Institution“ nennt. Rotter und die Erste Stadträtin Andrea Schülner sind gekommen, um den letzten Beschicker des Samstagsmarktes an seinem letzten Markttag nach 49 Jahren zu verabschieden und ihm und dem Team seiner Verkäuferinnen im Namen der Stadt Danke zu sagen.
Gerne hätte er „die 50 vollgemacht“, hatte schon Pläne für ein „Festchen“ mit Weck, Wurst und Wein und Preisen wie 1973, als der erste Ober-Röder Wochenmarkt auf dem Platz vor der Mehrzweckhalle, dem Vorgängerbau der Kulturhalle, eröffnet wurde. Doch die Gesundheit spielte in den vergangenen Wochen nicht mehr ganz mit. Vor allem mit den Händen kann Georg Sattler nicht mehr so, wie er gerne möchte – kein Wunder mit fast 76 und mehr als sechs Jahrzehnten in einem Knochenjob in jeder Beziehung. Seine Metzgerei im Reichelsheimer Ortsteil Unter-Ostern wird auch geschlossen – Sattler hat keinen Nachfolger gefunden. Seine Tochter hatte das Geschäft zwar vor zwölf Jahren übernommen, aber für die Wurstproduktion war all die Jahre weiterhin auch als Rentner noch der Schorsch verantwortlich. Und samstags hieß es dann für den Metzgermeister und früher für seine Frau, dann für Tochter Nicole und die Verkäuferinnen: 5 Uhr aufstehen, Verkaufswagen beladen, 6.45 Uhr Abfahrt, so gut wie jeden Samstag, 49 Jahre lang.
Georg Sattler gehörte 1973 zu den Marktpionieren, zu den elf, zwölf Einzelhändlern, die ausprobieren wollten, ob Ober-Roden ein gutes Pflaster für einen Wochenmarkt ist. Angefangen hatte er damals aber, obwohl er sein Geld schon als Metzger verdiente, nicht mit seiner legendären Dosen- und der vielgeschätzten Frischwurst, sondern – mit Obst und Hühnerprodukten vom elterlichen Hof. „Das ist aber nicht angenommen worden“, erinnert sich Sattler. Sein Vater habe ihm dann geraten, „es doch mit Wurst zu probieren“. Gesagt, getan – Sattlers Odenwälder Dosenware erwies sich als Renner, und der Stand als Dauerbrenner. Am Erfolg seiner Ware hat sich bis zuletzt nichts geändert. In den sechs Wochen vor der angekündigten Geschäftsaufgabe habe er noch einmal fast 10.000 Dosen verkauft.
Das nun tatsächlich Schluss ist, in Unter-Ostern und auf dem Markt in Ober-Roden, „das tut mir wirklich leid, nicht nur deshalb, weil es immer sehr gut gelaufen ist“, versicherte Georg Sattler, der Metzger aus Passion. Auch Bürgermeister Rotter und Erste Stadträtin Schülner bedauerten das Ende einer „Institution“. Beide verbinden Kindheitserinnerungen mit dem Wurststand auf dem Marktplatz. „Mein Opa hat mich oft mit auf den Markt genommen. Und da gab es zum Einkauf beim Schorsch natürlich immer ein Stück Wurst extra für mich“, berichtete Rotter.
Mit dem Rückzug des letzten Marktbeschickers ist voraussichtlich auch das Ende des Samstags-Wochenmarktes gekommen. Georg Sattler hatte sich noch um einen Nachfolger gekümmert, war auch fündig geworden, doch in der vergangenen Woche sagte der Aspirant wieder ab. „Wenn ich aber etwas höre, dann melde ich mich bei Ihnen, Herr Bürgermeister!“
Quelle: PM Stadt Rödermark