Für die meisten Raucher ist es nur ein gedankenloser Schnipp aus dem Handgelenk, für die Natur eine große Belastung: Achtlos weggeschleuderte Kippen sind weltweit der am häufigsten illegal entsorgte Abfall. In Offenbach ziehen nun das städtische Ordnungsamt und die Stadtwerke an einem Strang, um die Verschmutzung durch Kippen in den Griff zu bekommen. Der Magistrat hat einer Vorlage zugestimmt, wonach ab sofort das bisherige Bußgeld von 25 Euro auf mindestens 75 Euro erhöht wird.
„Unser Ziel ist es, die Stadt sauber zu halten und die Umwelt zu schonen“, sagt Ordnungsdezernent Paul-Gerhard Weiß. „Mit dem erhöhten Bußgeld wollen wir darauf hinweisen, dass das Kippenschnippen kein Kavaliersdelikt ist und auch die Lebensqualität in der Stadt einschränkt. Gleichzeitig setzen wir auch mit der Kampagne auf eine bessere Aufklärung der Menschen. Alle sollen wissen, was sie der Umwelt antun, wenn sie die Kippen einfach auf den Boden werfen. Stattdessen kann man auch eine kleine Dose als Taschenaschenbecher mitnehmen, um an Stellen ohne Mülleimer die Zigarettenstummel nicht einfach irgendwo hin zu schnippen.“
Rund 1.700 Abfallbehälter stehen in Offenbach zur Verfügung
Martin Wilhelm, Kämmerer und für den Stadtservice zuständiger Dezernent, weist auf die schwierige Beseitigung der kleinen Abfälle hin: „Die Zigarettenstummel setzen sich in jeder Ritze fest und auch in den Grünanlagen sind sie für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtwerke nur sehr aufwändig zu entfernen. Und das erhöht auch die Kosten, die durch Achtsamkeit und Rücksicht aller zu vermeiden wären. Die Innenstadt wird täglich und an den Wochenenden sogar zwei Mal gereinigt. Wir möchten keinesfalls unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger stigmatisieren, weil sie rauchen, Hunde halten, unterwegs Kaffee trinken oder Kaugummis kauen. Wir möchten aber an sie appellieren, mit den daraus resultierenden Abfällen verantwortungsvoll umzugehen, um den Reinigungsaufwand nicht unendlich zu steigern. Dafür stehen rund 1700 Abfallbehälter im öffentlichen Raum zur Verfügung.“
Stadt Offenbach startet Kampagne gegen weggeschnippte Kippen
Damit die Raucherinnen und Raucher Zug um Zug darauf aufmerksam werden, startet nun eine Informationskampagne unter dem Motto „Respect Offenbach“, die auch mit unkonventionellen Mitteln arbeitet. Nach dem Auftakt mit dem Thema Kippen werden im kommenden Jahr Bürgerinnen und Bürger auch für weitere besonders problematische Abfälle wie Kaugummi, Verpackungen und Hundekot sensibilisiert. Die Tonalität ist humorvoll, informativ und ohne erhobenen Zeigefinger. „Das Motto soll darauf hinweisen, dass Littering, also das achtlose Wegwerfen von Müll auf den Boden, respektlos ist – gegenüber den Mitmenschen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Straßenreinigung und des Grünwesens der Stadtwerke, den Tieren und der Umwelt“, sagt Christian Loose, stellvertretender Leiter des Eigenbetriebs der Stadt Offenbach.
Wer sich von der Aufklärungskampagne und Verboten nicht überzeugen lässt, soll zahlen: Die Stadtpolizei wird in der nächsten Zeit verstärkt darauf achten, wer seine Kippe auf den Boden schnippt und bei Verstößen Anzeigen schreiben.
Kippen brauchen 15 Jahre um sich zu zersetzen
Es vergehen bis zu 15 Jahre, bis sich Kippen von selbst zersetzen. In dieser Zeit geben sie die in ihnen ausgefilterten Giftstoffe aus dem Tabak an die Umwelt ab. Bis zu 7000 Chemikalien enthält eine Kippe laut WHO, darunter unter anderem Arsen, Blei, Cadmium, Formaldehyd, Benzol, Nitrosamine und andere mehr. Viele davon sind hochgiftig und krebserregend und werden – wie etwa das wasserlösliche Nervengift Nikotin – aus den Stummeln bei Regen ins Grundwasser ausgespült. Es ist darüber hinaus ein weit verbreiteter Irrtum, dass die weißen Fasern des Zigarettenfilters harmlose Baumwolle sind. Celluloseacetat heißt das in den meisten Zigaretten verwendete Material, ein schwer abbaubarer Kunststoff.
Nicht nur das Grundwasser wird durch Zigarettenkippen gefährdet. Vögel und Wassertiere nehmen die Stummel ebenso auf und damit auch die darin enthaltenen Gifte. Dadurch können diese auch in die Nahrungskette gelangen. „Aber Kippen auf öffentlichen Wegen, Grünanlagen und Spielplätzen gefährden auch Kinder“, sagt Frank Weber, stellvertretender Leiter des Offenbacher Ordnungsamtes. „Das ist ein weiterer Grund, das Wegwerfen von Kippen durch die Anhebung der Bußgeldtatbestände teurer zu machen. Um zukünftig weniger Zigarettenstummel auf der Straße zu haben brauchen wir eine gemeinsame Kampagne von Stadtwerken, Stadtservice und Ordnungsamt, die aufklärt und sensibilisiert. Aber auch harte Strafen für diejenigen, die wir damit nicht erreichen!“
Quelle: Stadt Offenbach
Foto: georg-foto, offenbach