Auf einen sehr sichtbaren und damit erfolgreichen Auftritt mit vielen Gesprächen zur Entwicklung von Kaiserlei, Hafen und Innenstadt blickt die Offenbacher Delegation zurück, die in der vergangenen Woche zur wichtigsten Immobilienmesse in Deutschland – der Expo Real – gereist ist. Neben Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke, Bürgermeisterin Sabine Groß und Stadtrat Paul-Gerhard Weiß sind die Leitungen der Wirtschaftsförderung, des Amtes für Planen und Bauen und der Bauaufsicht nach München gefahren, um dort Projektentwickler, Architekten, Immobilienbesitzer und Makler von den Chancen und Potentialen des Standorts Offenbach zu überzeugen. Ebenfalls dabei war wieder die OPG Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft. Erstmals präsentierte sich die Stadt Offenbach auf der Messe mit ihrem Imageauftritt „Soul OF Hessen“. Die Kampagne verleiht dem Wirtschaftsstandort Offenbach ein neues, dynamisches Profil und wird durch zahlreiche Unternehmerinnen und Unternehmer in Offenbach persönlich unterstützt. Auch in München erhielt der neue Auftritt viel Beifall.
Oberbürgermeister Schwenke berichtet: „Einige Unternehmen sind der Expo Real in diesem Jahr aufgrund der Krise der Bauwirtschaft ferngeblieben. Wer kam, waren Projektentwickler und Investoren, die trotzdem an ihren Vorhaben und Plänen festhalten. Und mit ihnen konnten wir in vielen direkten Gesprächen Ideen, Ansätze und Möglichkeiten für Offenbach besprechen. Unser Ziel war und ist es, auch über die aktuelle Krise hinweg die gestiegene Wahrnehmung für den Standort Offenbach zu erhalten und die Flächenpotenziale, die wir haben, aktiv zu bewerben.“ Die Expo Real ist laut OB Schwenke ein idealer Ort, um mit wichtigen Entscheidern persönlich zusammenzutreffen. Viele Termine in München vereinbart Schwenke schon im Voraus, um bisherige Gespräche fortzusetzen und über neue Projekte zu reden. Diesmal standen, unter anderem gemeinsam mit Bürgermeisterin Sabine Groß, auch etliche Gespräche rund um Innenstadtimmobilien in Offenbach an.
Wirtschaftsclub Kaiserlei mit Fokus auf die Nutzer
Im Fokus des Panels, zu dem die Offenbacher Wirtschaftsförderung jährlich in die Metropolarena des Gemeinschaftsstands der Region FrankfurtRheinMain lädt, stand das Kaiserlei-Viertel. OB Schwenke betonte dort gemeinsam mit Jörn Stobbe (Sprecher der Geschäftsführung der Becken Holding GmbH), Ernst-Otto Walker (Geschäftsführer der Walker & Walker GmbH) und Jan Gumprecht (Mitglied der Geschäftsführung der OFB Projektentwicklung GmbH), dass man das Kaiserlei-Viertel nur gemeinsam erfolgreich entwickeln kann. Hierbei kann die Initiative Wirtschaftsclub Kaiserlei einen wichtigen Beitrag leisten.
Kerngedanke des Wirtschaftsclubs ist es, das Kaiserlei-Viertel als gemeinsame Quartiersentwicklung zu verstehen: „Der Wirtschaftsclub ist eine neue Plattform für den direkten Austausch zwischen Politik und Verwaltung auf der einen Seite und Eigentümern und Projektentwicklern auf der anderen Seite. Zugleich legen wir hierbei den Schwerpunkt auf die vorhandenen und künftigen Nutzer. Deren Bedürfnisse sind für uns maßgeblich, um das Kaiserlei-Viertel zum Premium-Standort in der Region weiterzuentwickeln“, erläuterte Schwenke. Dabei beginnt die Stadt keineswegs bei null: Schon heute sind zahlreiche Unternehmen mit hochwertigen Produkten und Dienstleistungen am Kaiserlei ansässig. Sie alle beschäftigt die Frage, wie in Zeiten von Fachkräftemangel und Homeoffice ein attraktiver Arbeitsplatz und dessen Umfeld gestaltet sein müssen. Jüngstes Beispiel ist die Eröffnung der neuen Deutschlandzentrale des dänischen Technologiekonzerns Danfoss mit rund 400 Arbeitsplätzen direkt am Main – neben dem zukünftigen Park am Nordkap, für den die Stadt kürzlich die entsprechenden Grundstücke am Nordring erworben hat.
Attraktivität von Standorten steigern durch Quartiersentwicklung
Jörn Stobbe von der Becken-Gruppe führte aus, wie eine gelungene Revitalisierung der KWU-Türme, auf dem – wenn alles funktioniert – unter anderem gemeinsam mit dem Land Hessen und der Stadt Frankfurt bis zu 2.000 Studentenwohnungen in Modulbauweise entstehen könnten. Einen konkreten Baustein für eine nutzernahe Entwicklung des öffentlichen Raums im Kaiserlei präsentierte Zijad Dolicanin vom Verein VAIR e.V. als Gastredner auf dem Podium. VAIR hat gemeinsam mit der Hochschule für Gestaltung ein Konzept für einen Sport- und Kulturpark am Kaiserlei erstellt. Dieser soll zusätzlich zum Park am Nordkap einen Beitrag dazu leisten, dass das Kaiserlei-Viertel ein lebendiges Quartier wird für die Beschäftigten und die Anwohnenden dort und im benachbarten Nordend. Mit der angestrebten Lage unter der Autobahnbrücke würde zudem die Barrierewirkung der A 661 verringert und eine sinnvolle Nutzung der Flächen unterhalb der Brücke erfolgen.
Dieses und weitere Projekte im Kaiserlei-Viertel dienen als Beispiel dafür, dass die Zeiten des Silo-Denkens vorbei sind. So lautete denn auch ein Fazit des Panels: „Für den Erfolg eigener Projekte gilt es heute, über die eigenen Grundstücksgrenzen hinaus zu denken und Synergien zu nutzen, die auch dem eigenen Vorhaben nutzen. Auf diese Weise entsteht Raum für weitere Nutzungen und eine insgesamt höhere Attraktivität des Standorts“, so Stadtrat Weiß, Dezernent für Planen und Bauen. Er verwies beispielhaft auf die Zusammenarbeit zwischen Stadt und der Walker-Gruppe für den Park am Nordkap. Die Walker-Gruppe möchte direkt neben dem Park ein neues Dienstleistungsquartier mit einem Bürohochhaus entwickeln. Als weiteres Beispiel dient die OFB mit ihrem Projekt MODular X am Brüsseler Platz, das ebenfalls attraktive neue Bürokonzepte ermöglicht.
Die OPG Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft mbH nutzte den Gemeinschaftsstand der Metropolregion FrankfurtRheinMain, um in einer eigenen Panel-Veranstaltung zehn Jahre erfolgreiche Hafenentwicklung zu feiern. Neben Lorenz Nagel (Projektentwickler und Architekt bei Primus Developments GmbH), Stephen van der Brüggen (Managing Director bei Art-Invest Real Estate Management), Prof. Dr. Bernd Kracke (Präsident der Hochschule für Gestaltung Offenbach) sprachen Daniela Matha (Geschäftsführerin des Geschäftsfelds Immobilien der Stadtwerke Offenbach) und Oberbürgermeister Schwenke im Rück- und Ausblick über Bausteine der Entwicklung des Offenbacher Hafens. Moderiert wurde die Runde ebenso wie das Panel der Wirtschaftsförderung von Mechthild Harting von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Hafenentwicklung Vorreiter für heutige Standards
Daniela Matha machte gleich zu Beginn deutlich, dass in der Hafenentwicklung von Beginn an Elemente umgesetzt wurden, die für Quartiersentwicklung heute selbstverständlich sind. Bereits zum Start der Planungen 2004 wurde ein Energiekonzept entwickelt, das technologieoffen nahezu CO2-neutrale Fernwärme ermöglicht. Parallel wurde ein Mobilitätskonzept umgesetzt, innerhalb dessen Car- und Bike-Sharing-Stationen an leicht zugänglichen Orten verfügbar sind. Die Vorzertifizierung in Gold durch die DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen) war ein wichtiger Meilenstein, um den Qualitätsanspruch sichtbar und überprüfbar zu machen und laut Matha einzigartig zur damaligen Zeit, was Offenbach auch an dieser Stelle zu einem Vorreiter in Quartiersentwicklung machte und Lorenz Nagel als „Blaupause für Deutschland“ beschrieb.
„Das Wasser spielt am Hafen Offenbach die zentrale Rolle und ist in vielen Formen sichtbar. Hafenbecken und -treppe sind für die Bewohner und Besucher zugänglich. Die Sicht und die Zugänglichkeit des Flusses werten das Gebiet stark auf. Die Attraktivität des Hafens entsteht aber vor allem durch die gut durchdachten gemischten Nutzungen. Der Hafen ist keine reine Wohnstadt und auch kein reiner Gewerbestandort und dadurch ist das Gebiet mit Leben gefüllt und attraktiv. Mit dieser Umsetzung ist Offenbach beispielhaft für die Entwicklung neuer Quartiere“, beschreibt Bürgermeisterin Groß exemplarisch, was auch aus heutiger Sicht noch sinnvoll ist. Gemeinsam mit einem Tontechniker wurde zudem ein Wasserspiel installiert und ein großer Wasserspielplatz angelegt. Sportliche Angebote wie Stand Up-Paddling und ein Kanuverleih runden das Angebot ab. Daniela Matha: „Bald werden wir auch den Park an der Inselspitze öffentlich machen können. Für die Marina ist nun ein Betreiber gefunden, damit werden wir weitere Aufenthaltsqualität in das Viertel bringen.“ Der Hafen Offenbach – darüber waren sich die Redner einig – funktioniert, da er Freizeit, Kultur, Bildung, Arbeit und Wohnen auf besondere Weise an einem Ort vereint und das von den Anwohnern und Besuchern auch angenommen wird.
Diskussion um Entwicklung der Innenstädte
Auf Einladung des Regionalverbands FrankfurtRheinMain wurde am zweiten Messetag auch über den Status Quo der Innenstädte diskutiert. Gemeinsam mit Kollegen weiterer hessischer Städte, sprach Oberbürgermeister Schwenke über die Herausforderungen und konkreten Maßnahmen, die zum Überleben und zur Entwicklung der Innenstädte, umgesetzt werden müssen. „Das Kernproblem sind nicht die Leerstände, sondern die vorhandenen Nutzungen. Um an dieser Stelle Veränderung zu erreichen, müssen wir als Stadt auch eigene Ideen realisieren. Mit dem Rathaus-Pavillon haben wir dies bereits begonnen, mit der geplanten Verlagerung und Modernisierung der Stadtbibliothek in eine neue Station Mitte soll ein weiterer Meilenstein für die Offenbacher Innenstadt zeitnah folgen.“ Zur Zukunft der Innenstädte diskutierte auch Planungsdezernent Paul-Gerhard Weiß auf dem Podium der Nassauischen Heimstätte. Einig war er sich mit Vertretern des Handels, Kommunen und Wohnungswirtschaft, dass die Innenstädte heute einen besseren Nutzungsmix benötigen, um bestehen zu können. „Der Handel hat nur eine Zukunft, wenn andere Frequenzbringer dazukommen.“
Neben Fragen der Quartiers- und Standortentwicklung konnte auf der Expo Real zudem ein konkreter Fortschritt in Sachen Verwaltungsdigitalisierung erreicht werden. In den finalen Gesprächen mit einem Offenbacher Architekturbüro wurden die Weichen für den Eintritt in die Testphase des digitalen Bauantragsverfahrens gestellt. „Anhand einer ersten Antragstellung können nun die Prozesse und Beteiligungsmechanismen geprüft werden, um dieses komplexe Verfahren schlanker, schneller und transparenter darzustellen“, so Bau- und Planungsdezernent Weiß.
Entgegen vieler Befürchtungen, verzeichnete die Expo Real 2023 eine gute Resonanz und konnte die Zahl der Fachbesucher und Unternehmensvertreter mit insgesamt 40.000 Teilnehmern gegenüber 2022 sogar leicht steigern. Auch die Zahl der Aussteller bewegte sich auf dem Niveau des Vorjahres.
Quelle: PM Stadt Offenbach